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Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s


Vielleicht ohne Absicht zerbrach der gnädige Herr die besprochene Tasse. „Das ist mir gleich, ob Wurmblätter oder Teezeug. Jedenfalls will –“

Vergeblich versuchte seine Frau noch einmal zu besänftigen: „Rege dich doch nicht so auf wegen des Kindes.“

„Ich mich nicht aufregen wegen diesem Galgending, diesem Sargnagel, diesem faulsten, dümmsten und unverschämtesten von meinen Kindern? Nicht aufregen? Ha, ha, nicht aufregen! Das ist genau so, als wenn das Bett unter mir in Flammen aufloderte und du würdest zu mir sagen: Laß dich nicht stören.“

„Nun ist’s genug!“ brauste Frau Scholz, und sie wuchs gleichsam dabei. „Daja ist heimlich zum Fenster hinausgeklettert, gut –“

„Nicht gut!“ überschrie Herr Scholz.

„Also nicht gut,“ überbot Frau Scholz. „Daja hat gefehlt, und ich werde sie nach Gebühr bestrafen, aber wir anderen wünschen ihr Vergehen nicht zu entgelten.“

Mademoiselle rückte mit dem Stuhl und flötete: „Ich möchte mik doch lieber nach der Kind umsehen; wer weiß, wo sie sik hertreibt.“

„Bleiben Sie nur, liebste Ma’selle, Murmel wird sie schon finden.“

„O der süße leichtsinnige Kind! Sie konnte sik totschlagen. Und sie muß über das Teerdach von der Remise gegleitet sein, wie wird das rote Röckchen aussehen! oh, oh!“

Onkel Fußball hatte tüchtig und wohl gespeist

Empfohlene Zitierweise:
Hans Bötticher (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München: Albert Langen, 1913, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hans_B%C3%B6tticher_Ein_jeder_lebts_146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)