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Garten-Kalender.

PaObstgarten. Die Geschäfte des vorigen Monats sind nachzuholen.

PaGemüsegarten. Gesäet kann werden gleich Anfangs Rapunzel auf Beete, die im Frühjahr nicht gleich gebraucht werden, Zuckerwurzeln. Der Endivien ist aus dem Garten in den Keller zu verpflanzen.

PaBlumengarten. Die zeitigen perennierenden Blumenpflanzen, welche im Lande ausdauern sollen, werden mit Laub bedeckt. Wenn es noch nicht geschehen, werden Aurikeln und Primeln gesäet.




      – Kindermund. Aus der Schule. „Ja, es giebt im Leben oft trübe Stunden; auch von Euch wird schon mancher eine erlebt haben. Wer weiß ein Beispiel?“ – Marie: „Die Geographiestunden.“

      – Im Heirathsbüreau. „Ich wünsche mich mit einer ehrbaren Dame zu verheirathen!“ – „Wünschen der Herr Baron mehr Ehre oder mehr Baar?“

      – Sehr glaubhaft. Hilda: „Seitdem ich weiß, daß es Trichinen giebt, esse ich keine Wurst und keinen Schinken mehr.“ – Doris: „In unserem Pensionate könntest Du Beides ohne Furcht essen!“ – Hilda: „Warum gerade das?“ – Doris: „Nun, weil unsere Pensionsvorsteherin die Wurstscheiben und Schinkenschnitte so dünn zu schneiden versteht, daß keine Trichine mit dem Leben davonkommen würde.“

      – Das kleine Übel. „Neumann trägt schon wieder Flor um den Hut. Weswegen trauert denn der arme Mensch?“ – „Weil sein Cylinder ohne Flor noch unendlich trauriger aussieht!“

      – Der Parvenu. Sie: „Du bist damit einverstanden, daß unsere Nichte den unvermögenden jungen Dichter heirathet?“ – Er: „Warum nicht? Dann hab’n mer unsern eigenen Dichter in der Familie – wir können’s uns leisten!“




     Stadt. In der Bank waren außer ihm nur noch der Kassirer namens Jennings und ein Laufbursche thätig. Abends ward frühzeitig geschlossen. In der Stadt gab es nur einen einzigen Nachtwächter, einen alten Burschen, der zur Nachtzeit patrouillirte, wenn er nicht irgendwo auf einer Treppe einschlief und das Patrouilliren ganz vergaß. Der vor vielen Jahren verfertigte Geldschrank mußte unschwer zu öffnen sein; Jim taxirte, er sei nicht einmal feuer-, viel weniger einbruchssicher. An der Thür zum Bankkontor befand sich ein gewöhnliches Sicherheitsschloß, welches Jim längst in Wachs gedrückt hatte; den Nachschlüssel dazu hatte er schon fertiggestellt und probirt. Eines Abends wollten wir das Geschäft besorgen, denn Jim hatte erfahren, daß der Direktor gerade an diesem Tage nach London gereist war.

     Als es dunkel war, ließ sich eines abscheulichen Wetters wegen auf den Straßen fast Niemand mehr sehen; wir fingen daher frühzeitig an. Jim hielt draußen Wache; der Bank gegenüber stand er verborgen, und wenn der Nachtwächter kommen sollte, wollte Jim wie ein Kater miauen, was er vortrefflich verstand und was unser gewöhnliches Signal war; o, ich kannte sein Miauen genau.

     Ich selbst ging hinein, schloß hinter mir ab und begab mich beim Schein meiner Blendlaterne an die Arbeit, den Geldschrank zu öffnen. Kaum 5 Minuten dabei, höre ich, wie Jemand die Thür aufschließt und eintritt. Ich erschrak nicht schlecht! Man hätte mir sofort die Handschellen anlegen können, so überrascht war ich und eben unter diesem Eindruck der Ueberraschung ließ ich das volle Licht meiner Blendlaterne nach der Thür zu fallen. Der Bankdirektor war eingetreten.

     Ich dachte, er würde um Hülfe rufen, aber der alte Herr fragte nur, mich überrascht anstarrend: „Wer sind Sie?“

     „Wer sind Sie?“ fragte ich zurück. Man muß immer, wenn man in Verlegenheit durch eine Frage geräth, gleich eine Gegenfrage thun, da gewinnt man Zeit, sich die beste Antwort auszusuchen.

     „Ich bin der Bankdirektor“, sagte der alte Herr, „ist was mit dem Schlosse passirt?“

     Wie ein Blitz durchzuckte mich eine Idee!

     „Jawohl, Herr,“ sagte ich, die Mütze höflich lüftend, „Jennings konnte das Schloß nicht öffnen und hat nach mir geschickt, um es nachzusehen.“

     „Wo ist denn Jennings?“

     „Er ist nach Hause gegangen, um zu Abend zu essen, und wollte wiederkommen. Er hat mich so lange hier eingeschlossen.“

     So, so – nun, dann fahren Sie nur mit Ihrer Arbeit fort. Ich habe es neulich auch schon bemerkt, daß das Schloß sich schwer schließen läßt. Woher kommt das?“

     „So ein Schloß muß mindestens alle Jahre einmal ordentlich geölt werden,“ meinte ich, „sonst rostet es nach und nach doch ein, und dann will es endlich nicht schließen.“

     „Nun, arbeiten Sie nur.“

     „Erlauben Sie,“ sagte ich – es kam mir eine zweite gute Idee – „ich kann nicht ohne weiteres fortarbeiten.