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Redensarten.

     „Ich bin nicht nachtragend,“ sagte Herr Lehmann, als er seiner Frau Pakete nach Hause bringen sollte, und nahm sich einen Dienstmann.

     „Sie sind sehr theilnehmend,“ sagte er, als ihm sein Nachbar, natürlich aus Versehen, den noch halb vollen Schoppen mit einem Zuge leerte.

     „Sie sind zuvorkommend,“ meinte er zu einem Herrn, der ihm den letzten Platz im Omnibus wegschnappte, so daß er im strömenden Regen auf den nächsten warten mußte.

     „Ich bin nicht auffahrend,“ meinte er, als ihm ein Platz in der Gondel des Ballon captif angeboten wurde.

     „Ich behandle nichts wegwerfend,“ gestand er, als er den winzigen Cigarrenstummel in der Westentasche verschwinden ließ.

     „Du bist recht schlagfertig,“ sagte er zu seiner Frau, als diese ihn des Nachts 3 Uhr beim Nachhausekommen tüchtig ……

     „Man soll nicht aufsässig sein,“ meinte er, als ein Sonntagsreiter das Gleichgewicht verlor.

     „Ich bin sehr niedergeschlagen,“ sagte er, als ihm auf der Straße ein schweres Firmenschild auf den Kopf gefallen und er am Boden lag.




     – Recht hat er. Feldwächter (zu einem Radfahrer, der über eine Wiese fährt): „Können Sie denn nicht lesen, da steht doch groß und breit angeschlagen, daß das Betreten der Wiese bei Strafe verboten ist?“ Radfahrer: Was wollen Sie denn, ich komme ja auch mit gar keinem Fuß auf die Wiese.“

     – Vergnügen. 1. Tourist: „Sind Sie auch schon einmal in den Bergen abgestürzt?“ 2. Tourist: „Nein, das Vergnügen hatte ich noch nicht![“]




Gemeinnütziges.


      – Zur Ziegenzucht. Bei nasser Witterung versäume man es nicht, den Ziegen des Morgens vor dem Austreiben und Abends, wenn sie wieder in den Stall kommen, einiges Trockenfutter zu geben. Wassersucht, Entzündung der Eingeweide und manche andere Krankheiten sind leicht die Folge, wenn man den Weideziegen bei anhaltender Nässe kein Trockenfutter giebt.

      – Würmer aus Blumentöpfen zu entfernen. Man legt einen angefaulten Apfel auf die Erde des Topfes neben die Pflanze. Sind Erdwürmer im Topf vorhanden, so wird man diese bald am Apfel finden. Diese werden entfernt und der Apfel so lange wieder aufgelegt, bis sich keine Würmer mehr an dem selben ansetzen. Einfach aber probat.

      – Gegen Wundlaufen der Füße. Ein bewährtes Mittel, um wundgelaufene Füße wieder gesund zu machen und abzuhärten, ist das Abwaschen derselben mit einer Mischung von Essig und Wasser.

      – Gegen Flöhe. Die unliebsamen Gäste werden aus den Wohnräumen sicher vertrieben, wenn die Ritzen zwischen den Dielen und Scheuerleisten wiederholt durch eine Chloroformlösung angefeuchtet und Die Stuben eine Zeitlang täglich mit Wasser, dem etwas Chloroform beigemischt ist, aufgewischt werden.

      – Haben Kanarienvögel Ungeziefer, so entfernt man dasselbe dadurch, daß man Nachts ein großes weißes Tuch über den Käfig deckt: des Morgens, wenn man das Tuch entfernt, wird es mit ganz kleinen rothen Thierchen bedeckt sein, welche man mit dem Tuche in ein Gefäß mit Wasser bringt. Man wiederholt das Verfahren mehrere Male.

      – Gegen rauhe Haut. 2 Theile Glyzerin, 1 Theil Eiweiß werden in einem Gläschen 10 Minuten lang durcheinander geschüttelt. Dann wird damit die Haut eingerieben.

      – Schweine haben vielfach Eingeweidewürmer und kennzeichen dies durch Mattigkeit und daß sie trotz guter Freßlust nicht fett werden, sondern mager bleiben. Öfteres Verfüttern von Kürbis, Gurken, saurem Obst, Sauerkraut und Rettig bewirkt das Abgehen der Würmer.

      – Zwiebel als Futter- und Heilmittel bei Hühnern. Als Futter, wie als Heilmittel gegen verschiedene Krankheiten der Hühner wird von England aus die Zwiebel empfohlen und angerathen, wöchentlich ein paar Mal kleingehackte Zwiebeln, mit Mehl vermengt, zu füttern.

      – Wenn man den Hühnern kein Grünfutter geben kann, so empfiehlt sich eine Fütterung von sogenannten Heublumen oder Heuabfällen, welche ihnen täglich ungefähr eine Handvoll für 20 Hühner neben dem gewöhnlichen Futter gereicht werden. Dieselben werden bei dieser Fütterungsart viel ausdauernder im Eierlegen, auch wird dem Übel der weichschaligen Eier dadurch abgeholfen.

      – Wie wird das Schuhzeug richtig behandelt? Stiefel, Halbstiefel und Schuhe können besonders haltbar gemacht werden, indem man sie mit Ricinusöl oder Leberthran einreibt und die Sohlen mit warmem Leinöl bestreicht. Feine Lederschuhe werden wieder glänzend und weich gemacht, wenn man sie bisweilen mit Eiweiß anfeuchtet oder auch, indem man sie mit einer weichen Speckschwarte abreibt. Wenn das Leder roth geworden ist, soll man es ein- oder zweimal mit Eisenvitriollösung anstreichen, wodurch es wieder seine gewöhnliche Farbe erlangt.

      – Fliederblüthenthee ist ein volksthümliches Schwitzmittel, das bei leichten Erkältungen, Brustkatarrh, Schnupfen, Husten ganz passend. Man vergesse nicht, sich seinen Bedarf zur Blüthezeit zu sichern und im Schatten zu trocknen.