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Garten-Kalender.

[Ξ]      Obstgarten. Wer den Hasenfraß zu fürchten hat, der schütze seine Bäume mit doppelter Sorgfalt, indem unter der Rinde jetzt bald der Saft fließt, den die Hasen sehr lieben. – Bäume sind zu versetzen und zu reinigen.

     Gemüsegarten. Bei offener Erde können allenfalls Früherbsen und Bohnen, Petersilie, Zucker- und Haferwurzeln, Sellerie, Salat, Schnittkohl, Frühmöhren, Spinat, Körbel und dergleichen gesäet werden. Gewächse vom vorigen Jahre, welche zum Herausnehmen bestimmt sind, müssen jetzt herausgenommen werden, denn wenn sie zu treiben beginnen, verlieren sie an Geschmack.

     Blumengarten. Sommerlevkoyen, Aster, Chenesernelken, Scabiose, Zinnie, Reseda, spanischer Pfeffer werden in Töpfen mit gewöhnlicher Gartenerde gesäet und diese vor die Fenster eines geheizten Zimmers gestellt. Auf den Schnee in Kästen säet man Aurikeln.




Die Mutter von sieben deutschen Kriegern.
Von Luise von Brandt.

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Kriegsgedanken.

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     Die Sprache eines Volkes ist der hellste Spiegel seines Gemütes und seines geistigen Lebenes; wer sich der Sprache seines Volkes entfremdet, entfremdet sich seinem Volke selbst.

Ernst Moritz Arndt.




künftigen Friedens fein. Doch aber können wir schon jetzt aus dem gewaltigen Erleben dieser letzten Wochen ein paar große Richtlinien ziehen, die aus der zerstörten Vergangenheit klar und sicher in die Zukunft hineinführen. Wenn ich diese Richtlinien mit Namen nennen, wenn ich für dies größte und heiligste Erlebnis Worte suchen sollte, so wüßte ich nur zwei, in denen alles sich sammelt: Volk – und Gott!

     Volk, Wer von uns, die wir mit im tätigen Leben des Volkes oder in der Arbeit an seiner geistigen Kultur standen, hätte dieses sein Volk nicht immer schon geliebt? Aber viele von uns – und darunter nicht die Schlechtesten – haben es nur in Schmerzen, haben es ohne Glauben geliebt. Sie sahen eine Flut des Materialismus um sich steigen, in der aller angeborene Adel, alle Reinheit deutscher Art unterzugehen drohte. Idealistische Weltanschauungen galten als unpraktisch, Profit und Lebensgenuß waren die Mächte des Tages. Unsere Kunst war auf dem Wege in ästhetischen Suobismus – mag das üble Fremdwort für den üblen und hoffentlich überwundenen Begriff brandmarkend stehen bleiben – in Ausländerei und Mode zu entarten. Wer den Zeitströmungen entgegenarbeitete, fühlte sich als Kämpfer auf verlorenem Posten. Auch er glaubte wohl noch an die Zukunft, die Fern. sehr fern lag. In der Gegenwart blieb nichts zu tun, als das schwache Flämmchen des Idealismus sorgsam vor völligem Erlöschen zu hüten und es glimmend von Hand zu Hand weiterzugeben, damit spätere, glücklichere Geschlechter es vielleicht wieder zum heiligen Brande entfachten. Es waren wie schon gesagt, nicht unsere Schlechtesten, die so dachten. Aber dieser Pessimismus, der in den führenden gebildeten Kreisen um sich fraß, fing an, ebenso zur Gefahr für unser Volkstum zu werden wie der Materialismus der breiten Massen.

     Es pflegt sonst nicht eben ein erfreulicher Augenblick zu sein, wenn man einen Irrtum eingestehen muß. Aber keine heißere, keine reinere Freude als die, mit der heute auch der verstockteste Schwarzseher und Zweifler an deutschem Volkstum bekennen muß: Ich habe geirrt, ich habe dir unrecht getan, ich bitte dir ab, du opferbereites, du starkes, geliebtes Volk du, dem ich mit jedem Blutstropfen angehöre.

     Erschüttert wie von einer Offenbarung haben wir alle diese Auferstehung deutscher Volkskraft miterlebt, haben uns von ihr tragen lassen und uns selbst in Stolz und Demut als ein Teil von ihr empfunden. Unser Volk ist uns zum Erlebnis geworden.

     Aus unzähligen einzelnen Momenten setzt sich für jeden von uns dieses Erlebnis zusammen. Die langen, nicht endenwollenden Wagenreihen der Züge gehören dazu, in denen unsere Wacht am Rhein an die bedrohten Grenzen fuhr, die Hunderttausende junger Gesichter unter Helm und Feldmütze, brennend vor Kampfbegier und doch gehalten und ihrer stolzen Todespflicht bewußt. Der abgehetzte Eisenbahnschaffner ist ein Stück davon, der unermüdet tagelang in seinem schweren Dienst steht und Dabei sacht, wie eine Mutter, dem jungen Verwundeten in den Wagen hilft. Und auch die Tagelöhnersfrau, die ihren Mann im Felde vor dem Feinde weiß, ihr Kleinstes an der Brust hat und mit stillen, tapferen Augen aufsieht: Ich habe ihm geschrieben, er soll sich keine Gedanken machen, ich will schon durchkommen ..

     Aber des Erzählens wäre kein Ende, wollte man erst anfangen. Denn unser Volk zählt heute solche schlichte Helden –


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Allgemeiner Harz-Berg-Kalender für das Jahr 1915. Piepersche Buchdruckerei, Clausthal 1915, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Harz-Berg-Kalender_1915_006.png&oldid=- (Version vom 21.5.2019)