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Seine Arbeitsstelle eingerichtet. Bei der Wahl der Kohlstelle kommt nicht nur die bequeme Anfuhr des Holzes und Abfuhr der Kohlen, sondern auch, die mit dem Talzuge zusammenhängende vorherrschende Windrichtung, sowie die Beschaffenheit des Terrains und die Art des Untergrundes in Betracht. Am besten eignet sich ein aus Sand und Lehm gemischter Boden dazu: ist er zu feucht „so frißt er zuviel Kohlen“, besteht er nur aus Steinen, so brennt der Meiler „zu hitzig". Von großem Vorteil sind alte Kohlstätten; erst der dritte Meiler auf derselben Stelle gibt das normale Quantum Kohlen. Bei Anlage einer neuen Kohlstelle wird zunächst der Rasen weggestochen, der Boden glatt geschaufelt und festgestampft. Dabei stellt man den Anlauf her, d. h. man gibt der Stelle nach dem Mittelpunkt zu eine schwache Steigung von 15 bis 20 Zentimeter. Die Grundfläche des Meilers erhält darauf meistens einen Durchmesser von 8 bis 10 Meter.

     Nun kann das Richten (der Aufbau) des Meilers beginnen. Im Mittelpunkte werden zwei Quadratpfähle, ein langer und ein kurzer, in einem Abstande von 30 Zentimeter eingeschlagen, deren Zwischenraum eine von unten nach oben gehende Öffnung im Meiler bildet, die mit Splittern und verkohlten Überbleibseln eines früheren Meilers ausgefüllt wird. Damit aber Zugluft in dieses Schächtchen eintreten kann, wird am Boden ein wagerechter Luftkanal eingerichtet. Um diesen herzustellen, wird ein starker Knüppel, der Richtstecken, Steck- oder Quandelknüppel, in der Richtung des Halbmessers an die Quandelpfähle gelegt, beim fortschreitenden Aufbau in derselben Richtung immer weiter nach außen gezogen und schließlich ganz weggenommen. Um die Quandelpfähle herum wird nun das Holz so dicht als möglich, fast senkrecht, herumgestellt, auf diese untere Schicht eine zweite und auf diese eine dritte in gleicher Weise gesetzt, so daß die ganze Höhe des Kegels oder Kugelabschnittes 3 Meter beträgt. Das Holz muß so fest stehen, daß der Köhler den Meiler ohne Gefahr besteigen kann. Besondere Geschicklichkeit erfordert das Richten eines Stufenmeilers. Weil um die Quandelpfähle herum die Kohlen am stärksten verbrennen und deshalb mürber und kleiner werden, so setzt man hierher das dünnste und schlechteste Holz. Nachdem nun noch die Lücken der unteren Schicht „beschmalt“, d. h. mit dünnen Ästen, dem Schmalholze, ausgefüllt sind und der Meiler „gestümpelt“ und „geschlichtet“ ist, heißt dieser „holzfertig“ und kann nun „bedeckt“ werden.

     Zum Bedecken verwendet man Tannenzweige, Laub, Rasen oder Moos. Wohin der Köhler mit der Hand nicht reichen kann, da nimmt er die „Deckgeffel“, eine lange Stange mit hölzernem Haken, zu Hilfe. Bevor nun die Beschüttung dieses Deckmantels mit Erde vorgenommen wird, müssen am Fuße des Meilers noch einige Vorkehrungen getroffen werden, welche teils das Abrutschen der Erde verhüten, teils das Abbrennen der unteren Teile des Holzes befördern sollen. Rings um den Meiler werden auf den Boden Klüfte (Fußklüfte oder Fußrüsten) gelegt und zwischen diese die „Untermänner“, etwa 75 Zentimeter lange Holzstücke, als Stütze für die „Rüstklüfte“ gestellt. Zum Bewerfen des Meilers nimmt der Köhler ein Gemenge von Erde und Kohlengestübbe, seltener nur Erde. Der Bewurf wird mit der Kopfstange fest und dicht geschlagen. Nun endlich kann der Meiler angezündet werden. Dieses geschieht mittels des „Schuhes“, eines 30 Zentimeter langen, runden Holzstückes, das an beiden Enden aufgespalten ist. Der mittels Zündmasse in Brand gesetzte Schuh wird durch das vom Quandelknüppel offen gehaltene Anzündeloch bis in die Mitte des Meilers geschoben, so daß hier die um die Quandelstangen aufgehäuften Späne und Reiser Feuer fangen.

     Jetzt beginnt die schwierigste Köhlerarbeit, das „Regieren“ des Feuers. Wenn der Meiler „anfängt zu bähen“, d. h. wenn seine Decke sich gelb färbt, wird auch der Raum unterhalb der Rüstklüfte allmählich mit Erde zugeworfen und der ganze Bewurf noch einmal mit Schaufel und Klopfstange bearbeitet. Nachdem das Feuer in der Mitte des weißgrau rauchenden Meilers bis in die Haube hinaufgestiegen ist, werden am Abend des zweiten Tages die „Räume" oder Zuglöcher eingestochen, wodurch das Feuer allmählich und gleichmäßig vom Umfange des Kegels bis in den Fuß heruntergezogen wird. Hierbei hat der Köhler Gelegenheit, seine ganze Kunst zu zeigen. Je nach dem Stande des Windes stellt und verändert er seine aus Brettern, Wasen, gespaltenem Holz oder benadelten Büschen bestehenden Windschauer und bringt, um das Feuer dahin zu leiten, auf der vom Winde abgekehrten Seite „Räume“ an richtiger Stelle, besonders unter den Rüsten, mit dem Raumpfahle an.

     Prächtige Bilder sieht man oft abends, wenn die hell aufleuchtenden Meiler die Waldlandschaft erhellen und die rußigen Gestalten im Widerschein der Kohlenglut, vom Rauch umwirbelt, hastig am Meiler und auf demselben hantieren. Soviel dieser nämlich am Tage heruntergebrannt ist, um soviel muß er eine Woche hindurch jeden Abend wieder gefüllt werden. Der Köhler legt den „Steg“, einen dicken Knüppel mit Stufen, am Meiler hinauf und füllt die eingesunkenen Lücken mit Holz wieder aus. Füllholz, Decke und Gestübbe, alles muß auf dem schmalen Stege in größter Eile hinaufgetragen werden, denn je länger der offene Meiler oben ausbrennt, um so mehr Kohlen werden