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Das Alkoholverbot.
Von Sanitätsrat Dr. E. Graetzer, Berlin-Friedenau.


     In einigen Ländern (Amerika, Norwegen) ist bekanntlich ein strenges Alkoholverbot gesetzlich festgelegt. Anfangs lauteten die Mitteilungen über die Wirksamkeit dieses Gesetzes recht günstig. Allmählich aber machten sich in der Presse Stimmen geltend, daß das Alkoholverbot eine verfehlte Maßnahme sei und ungeheuren Schaden verursache. Jetzt sind in Amerika schon weite Kreise der Ansicht, daß jenes Gesetz aufgehoben werden müsse, und in Norwegen tritt die Regierung für dessen Beseitigung ein.

     Trotz der schlimmen Erfahrungen, welche in diesen Ländern gemacht wurden, streben die Abstinenten in Deutschland darauf hin, daß auch bei uns das Alkoholverbot eingeführt werde. Es wäre dies ein Unglück für Deutschland!

     Ich will hier nur zwei Veröffentlichungen aus neuester Zeit seitens maßgebender Persönlichkeiten zur Sprache bringen, welche dies klipp und klar beweisen. In einer der angesehensten deutschen medizinischen Zeitschriften hat der amerikanische ärztliche Korrespondent, ein Arzt aus St. Louis, mehrfach die Zustände, die sich in Amerika infolge des Alkoholverbots entwickelt haben, beleuchtet.

     Zunächst die moralische Seite. In Amerika erhält man alkoholische Getränke nur, wenn sie ärztlicherseits auf Rezepten verschrieben werden. Das hat dazu geführt, daß, wer zahlen kann, Rezepte erhält, so viel er will und daß auch die Bestechung von Beamten leicht zum Bezug von Alkohol verhilft. Nach einem amtlichen Bericht wurden im ersten Jahre 1½ Millionen Gallonen alkoholischer Getränke auf 11268486 Rezepte abgegeben! Das Gesetz wirkt demoralisierend auf Ärzte und auf das Publikum. Das Verbotene reizt und viele, die früher nur mäßig Alkohol genossen, wurden Trinker, und solide Bürger, die früher nie mit den Gesetzen in Konflikt gerieten, stehen mit einem Fuß im Gefängnis. Denn das Gesetz ahndet sehr hart, wenn jemand sich erwischen läßt. Natürlich blüht das Denunziantentum, nicht weniger das Schmugglertum. Es wurden nach Schätzung der Regierung im letzten Jahre allein Schnaps im Werte von 30 Millionen Dollars eingeschmuggelt. Ein Senator äußerte sich dem Berichterstatter gegenüber: „Man hat ein Gesetz erlassen, das nicht durchgeführt werden kann Dieses Gesetz hat eine Korruption zur Folge gehabt, die nicht aufgedeckt werden darf, weil ihre Aufdeckung haarsträubende Dinge an den Tag bringen würde.“

     Und nun die gesundheitliche Seite. Der Konsum der alkoholischen Getränke ist völlig unkontrollierbar geworden. Unzählige Familien machen sich ihr Bier selbst, und da es nicht haltbar ist, wird es so schnell wie möglich ausgetrunken Unzählige heimliche Brauereien sind Tag und Nacht tätig, und da minderwertige, gesundheitsschädliche und giftige Stoffe verwendet werden, kommen schwere Alkoholvergiftungen zur Beobachtung. Im letzten Jahre sind über 2000 solcher Fälle bekannt geworden. Die Trunksucht bot nie solche Gefahren wie jetzt. Dieses Gesetz ist demnach keineswegs ein richtiges Mittel zur Bekämpfung des Alkoholismus.

     Und wie in Amerika, so auch in Norwegen. Der norwegische Ministerpräsident legte kürzlich einem Pressevertreter die Gründe dar, weshalb das Anti-Alkoholgesetz fallen müsse. Die Gründe: die gleichen, wie in Amerika. Im letzten Vierteljahr zum Beispiel wurden 400000 Hektoliter Schmuggelsprit beschlagnahmt „Das ist im Vergleich zu dem, was nicht beschlagnahmt wurde, natürlich ein Nichts“ Eine andere Äußerung: „Was die Zustände in den äußeren mehr ländlichen Bezirken betrifft, so habe ich beobachtet, daß in diesen Bezirken, in denen der Trunk noch vor 10 Jahren völlig unbekannt war, besonders unter der früher immer nett und sauber auftretenden Jugend, die Verhältnisse kaum wiederzuerkennen sind.“ Und die Schlußäußerung: „Wenn die Abstinenzler der Wahrheit wirklich in die Augen sähen, so wären sie die ersten, die die Aufhebung des Verbots fordern würden, damit man den Alkoholverbrauch auf eine vernünftige Weise regulieren könnte.“

     Unsere Abstinenzler wollen aber der Wahrheit nicht in die Augen sehen. Was sich als durchaus unzweckmäßig und schädlich erwiesen hat, ist das Ziel ihrer Wünsche. Daß die Trunksucht energisch bekämpft werden muß, wird kein vernünftiger Mensch bestreiten. Gott behüte aber Deutschland vor jedem untauglichen und gefährlichen Versuch, durch ein generelles Alkoholverbot der Trunksucht zu Leibe zu rücken!




Bekannter Vorzug.

     „Schau Mama, die Dame ist schön gekleidet und trägt doch zerrissene Strümpfe.“      „Dummerl, das sind Phantasiestrümpfe, die sind nicht zerrissen, sondern durchbrochen.“      „Warumzankst Du mich dann immer so aus, wenn meine Strümpfe Löcher bekommen?“




Gemütlich.

     Fremder (zum Hausknecht): „Ich muß morgen früh um fünf Uhr abreisen, verstanden!“      Hausknecht: „Hm, um fünf bin ich aber noch nicht auf, da geben Sie mir das Trinkgeld schon besser diesen Abend!“