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Deutschland.


Gibt’s eine Welt, die so voll Farbe flutet,
Wie deiner Berge Höhen, deutsches Land!
Gibt’s eine Welt, die so voll Zauber glutet,
In der sich Herbheit so mit Kraft verband!

In der sich Märchenglanz mit Schwermut paarten,
In der sich Kargheit hart an Schönheit schob,
In der das bunte Laub von tausend Arten
Zu immer neuem Wunder sich verwob!

Ich weiß von manchen sonnennahen Weiten.
Auf denen hell und heiß der Mittag stand.
Doch über allem Zauber fremder Breiten
Bist herrlich du, mein deutsches Vaterland!




Geschichtliche Beziehungen zwischen Harz und Erzgebirge..
Besiedelung, Entwicklung des Bergbaues und Volksbräuche.
Von Obersteuersekretär Ernst Bolte in Leipzig.


     Das Klima und die Bodenverhältnisse der deutschen Mittelgebirge ermöglichen es der Bevölkerung nicht, den Lebensunterhalt durch Landwirtschaft zu verdienen. Man ist meistens dort auf Bergbau und Industrie angewiesen. Für den Harz und das Erzgebirge trifft das ganz besonders zu.

     Die Wechselbeziehungen dieser beiden Gebirge wurden schon vor vielen Jahrhunderten durch den Bergbau herbeigeführt und wirken sich heute noch bergmännisch, wirtichaftlich, sprachlich, überhaupt im ganzen Volksleben und Volkscharakter aus.

     Der älteste Bergbau ist der am Rammelsberge bei Goslar, welcher sich geschichtlich bis auf das Jahr 970 zurückführen läßt. Bergleute fränkischen Stammes waren die ersten Ansiedler am Rammelsberge. Fränkische Kaiser hatten ihre Residenz in Goslar. Durch Pest und Hungersnot Kam später der Goslarer Bergbau in seinen Anfangsgründen für längere Zeit zum Erliegen. Die Bergleute wurden zur Aufgabe des Bergbaues und zu anderweitiger Besiedelung gezwungen. Der größte Teil dieser Bergleute wanderte unter Führung des Bergvoigtes Gowisch vom Harz in das Erzgebirge und siedelte sich in Gemeinschaft mit Böhmen in Sächsstadt – Stadtteil der heutigen Bergstadt Freiberg – an. Der Name „Sächsstadt“ verweist auf die niedersächsische Stadt Goslar, die Sachsenstadt. Die Legende berichtet, daß ein Goslarer Erzfuhrmann eine Silbererzstufe bei Freiberg entdeckt habe. Unter Markgraf Otto dem Reichen (1156–1190) stand ums Jahr 1180 der Freiberger Erzbergbau in seiner ersten Entwicklung. Andere Ortschaften des Erzgebirges: Altenberg, Dippoldiswalde, Frauenstein, Geyer und Klösterlein-Zelle – Stadtteil von Aue – sind ebenfalls im 12. Jahrhundert gegründet.

     Am Rande des Harzgebirges standen schon vor tausend Jahren die Kaiserstädte Goslar und Quedlinburg, sowie die freie Reichsstadt Nordhausen in hoher Blüte, hingegen war der Oberharz noch ein undurchdringlicher Urwald. Die ersten Ansiedelungen daselbst bildeten Wegsklausen. Das Benediktinerkloster Cella nördlich des Bruchberges auf der Clausthaler Hochebene, dem heutigen Zellerfeld, wurde um das Jahr 1208 gegründet. Es ist anzunehmen, daß der älteste Bergbau im Oberharz vom Kloster ausgegangen ist. Südlich des Bruchberges stand dem Zisterzienser Kloster Walkenried das Recht zu Schürfungsarbeiten zu. Nachdem auf dem Reichstage zu Mainz im Jahre 1235 der langjährige Streit zwischen Hohenstaufen und Welfen endgültig beigelegt, und der Welfe in seiner Herzogswürde anerkannt war, erfolgte 1267 eine Teilung der Berghoheit des Harzes, sowie die Wiederaufnahme des Rammelsberger Bergbaues. Im anhaltischen Harze erhielten ums Jahr 1300 die Klöster Marienthal und Michaelstein die Erlaubnis, auf Metalle zu schürfen.

     Erneute Schreckensjahre, die Pest des schwarzen Todes in den Jahren 1347–1350 haben wie ein Würgengel ganz Europa heimgesucht, viele Orte, Klöster, Schlösser vollständig vernichtet. Bergleute, die in Gruben Schuß vor dieser Seuche suchten, erlitten einen qualvollen Tod. Mehr als ein Jahrhundert war des Bergmanns Fäustel verstummt, öde und verlassen die Gebirgsgegenden.

     Im fünfzehnten Jahrhundert zeitigten im sächsischen Erzgebirge bergmännische Schürfungsarbeiten die größten Erfolge. Leicht abzubauende