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Geschichte des Harzer Bergbaues.


     Über die erste Aufnahme des Oberharzer Bergbaues fehlen wie beim Rammelsberge sichere Nachrichten. Bedenkt man, daß die am Rammelsberge schon vom 10. Jahrhundert an erzielten Erfolge zu Schürfversuchen in den benachbarten Harzbergen anregen mußten, so liegt die Vermutung nahe, daß die nach Goslar gerufenen fränkischen Bergleute frühzeitig auch in den Oberharz vorgedrungen sind. Sie werden dann in den Gängen, die dort vielfach an den Talhängen zu Tage ausstreichen, verhältnismäßig leicht fündig geworden sein. Als spätester Zeitpunkt für die Aufnahme des Bergbaues wird das Ende des 12. Jahrhunderts anzunehmen sein, die Zeit, von der auch die Überlieferung berichtet, daß sich die bei der Zerstörung der Goslarer Gruben durch Heinrich den Löwen im Jahre 1180 beschäftigungslos gewordenen Bergleute sowohl nach dem Erzgebirge als nach dem Oberharz gewandt hätten. Auch die Gründung des an der Stelle des heutigen Zellerfelder Brauhauses gelegenen, dem heiligen Mathias geweihten Klosters Cella wird mit dem Regewerden des Bergbaues in Zusammenhang zu bringen sein. Das Gründungsjahr des Klosters ist nicht bekannt; urkundlich wird das Kloster zuerst im Jahre 1208 anläßlich der Bestätigung des vom Goslarer Domstift gewählten Abtes Alexander durch den Erzbischof von Mainz erwähnt. Das Kloster ist im Vorlande des Harzes reich begütert gewesen, und seine Äbte haben nach urkundlichen Nachrichten ein besonderes Ansehen genossen. Es wäre schwer verständlich, wie ein Kloster von solcher Art in der rauhen Waldeinöde des Oberharzes hätte entstehen sollen, wenn es nicht an dem einzigen Erwerbszweige, für den dort die natürlichen Bedingungen gegeben waren, dem Bergbau, von vornherein einen Rückhalt gehabt hätte. Auf das Vorhandensein von Grubenbetrieben von einiger Bedeutung im Oberharz weist auch die Vorschrift in den 1271 erlassenen jura et libertas silvanorum hin, wonach eines der drei von Goslar aus jährlich zu hegenden Berggerichte „to sende Mathiesen to der Czella“, d.i. beim Kloster Cella, abgehalten werden soll.

     Der Bergbau hat sich in seiner ersten Betriebsperiode schon über alle wichtigeren heute bekannten Gangzüge bei Clausthal, Zellerfeld, Wildemann und Grund ausgedehnt. Das wird durch die Spuren erwiesen, die bei seiner späteren Wiederaufnahme in Gestalt von Halden und Pingen vielerwärts aufgefunden worden sind. Er ist dabei aber nur in Tiefen von einigen 20 Metern eingedrungen. Beim Eintreten von Schwierigkeiten, besonders solchen durch Wasser, scheint er immer schnell wieder aufgegeben worden zu sein, ohne daß mit dem Herantreiben tieferer Stollen Versuche gemacht worden wären. Die Konzentration von Erzen nahe unter dem Ausgehenden, die im Oberharz ähnlich wie beim Rammelsberge angenommen werden muß, wird mit Anlaß gegeben haben, daß Erfolge mehr durch Schürfungen an der Oberfläche als durch Niedergehen in die Tiefe gesucht worden sind.

     Feste Siedelungen von größerem Umfange scheinen im Oberharz in die er Periode noch nicht entstanden zu sein. Bemerkenswert ist nur die Erwähnung einer bci Clausthal gelegenen, den Herren von Dörreveld gehörenden Burg oder Schanze, nach der der „Burgstädter Gangzug“ bei Clausthal noch heute seinen Namen trägt.

     Der Bergbau ist um die Mitte des 14. Jahrhunderts wieder auflässig geworden. Als Ursache seines Erliegens wird neben der Unsicherheit der Zeit der „schwarze Tod“ genannt, der von 1347–1349 ganz Europa verheert und dabei nach glaubwürdigen Nachrichten auch den Oberharz entvölkert hat. Das Kloster Cella ist von den Nöten der Zeit auch in Mitleidenschaft gezogen worden. Es ist in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts allmählich verödet und im Jahre 1431, nachdem es schon länger verlassen war, durch päpstliche Anordnung aufgehoben worden.

     Die Wiederaufnahme des Bergbaues hat erst im 16. Jahrhundert und zwar in drei politisch getrennten Gebieten stattgefunden. Diese Gebiete sind

1. der den Wolfenbütteler Herzögen gehörige Harzanteil, der das nordwestliche Gebiet mit den heutigen Bergstädten Zellerfeld, Grund, Wildemann und Lautenthal umfaßt,

2. der zwischen Zellerfeld und dem Bruchberge gelegene Grubenhagener Anteil mit den heutigen Bergstädten Clausthal und Altenau und

3. der Lauterberger Anteil mit der heutigen Bergstadt St. Andreasberg.

     Die beiden letzten Anteile wurden nach dem Aussterben der mit der Grafschaft Lauterberg belehnten Grafen von Hohnstein 1593 in der Hand der Grubenhagener Herzöge vereinigt. Als