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beladen wären, aus dem Wege weichen.“ Sobald der Reisende in Clausthal angekommen ist, „versammelte sich eine große Menge ungezogener Jungen, welche auf ungestüme Art um seine Gabe anhielten, und nicht allein viele Stunden mit ihrem beständigen Zuruf: Herr Vetter! (heute würden sie wohl „Onkel“! rufen) die Fremden beunruhigten, sondern auch eine Gasse auf die andere verfolgten.“

     Aber nicht alle Oberharzer kommen in dem Bericht so schlecht weg, die Bergleute sind dem Verfasser wohl freundlicher erschienen. „Die Bergleute sind lustigen Humors und verzehren ihr Geld oft mit Klingen und Singen. Wenn sie in Gesellschaft beisammen und sie keine anderen musikalischen Instrumente bei sich haben, wickeln sie ihre gewöhnlichen halbausgeschnittenen schwarzen Leder, die sie auf dem Hinterteil ihres Leibes führen, zusammen, und wissen mit selbigen einen solchen Ton zu formieren, der von weitem der Musik der Waldhörner ziemlich ähnlich ist.“

     So hat der Reisende „viele Kuriositäten“ vor 200 Jahren bei seiner Reise auf dem Oberharze kennen gelernt, und er schreibt zum Schluß von dem Oberharze die auch heute noch zutreffenden Worte: „Die Landesgegend verdienet gewiß vor vielen anderen in Deutschland, daß sie von denjenigen, welche Liebhaber der Merkwürdigkeiten der Natur und Kunst sind, besuchet wird!“




Nachtgesang.
Walter Rolvien.


Die Nacht ist voll des Echos,
Das ist Liederstrom entzündet,
Der nirgends aufquillt, nirgends mündet,
Von Stern zu Stern sich flutenschwer ergießt.

Sein Wogendonner füllt die Himmel.
Es bricht die Melodie hernieder.
In alle Erdentiefen dringen Lieder
Und tönen fort im Meer der Dunkelheit.




Die Zimmerleute unter den Vögeln im Oberharz.


     Die Holzhacker und Zimmerer in der deutschen Vogelwelt sind die Spechte. Der Schwarzspecht Ist ein seltener Vogel. Er findet sich einzeln nur noch in Gebirgen in großen Nadelwäldern. Wo es viele Roßameisen gibt und er wenig durch Menschen gestört wird, da hält er sich. Doch gehört er auf deutschem Boden zu den Seitenheiten. Mancher Förster und Holzhauer haben ihn noch nicht gesehen. Er ist größer als eine Taube. Sein Kleid ist schwarz. Er hat ein karmoisin-rotes Käppchen und ist ein scheuer Vogel. – Häufiger sieht man in unsern Fichtenwäldern den großen Buntspecht. Sein Kleid ist schwarz und rot gefleckt. Es sieht aus, als wäre es aus Flicken und Flecken zusammengesetzt. Er ist so groß wie ein Krammetsvogel. – Selten sieht man hier oben den Grünspecht, den mittleren Buntspecht und den kleinen Buntspecht, denn diese Spechte lieben die Laubwälder. Alle Spechte sind nützliche Vögel. Ameisen, Holzwürmer, Käfer und ihre Larven sind ihre Nahrung. Im Winter fehlt ihnen freilich diese Nahrung häufig, und müssen sie sich nach anderer Kost umsehen. Dann suchen sie Bucheln und Haselnüsse oder picken aus den Tannenzapfen die Samen heraus. – Die tiefen Löcher, die die Spechte in die kranken Stämme einhauen, benutzen viele Höhlenbrüter (Stare, Gartenrotschwänzchen, Haubenmeisen, Kohlmeisen, Blaumeisen) zum Nestbau. – Gelegentlich sieht man auch, einen Verwandten der Spechte, den Baumläufer auch Baumhäckel genannt. Er steigt im Gebirge hoch empor, findet sich aber nur da, wo es Bäume gibt. Sein Kleid ist dunkelgrau, weißlich betropft und auf der Unterseite weiß. (Er ist kleiner als ein Star.) Sein Klettern geschieht hüpfend. Sein Schnäbelchen ist lang, spitz und gebogen – sieht aus wie ein „Nähort“. Vor dem Menschen zeigt dieser Vogel wenig Scheu. Er kommt in die Gärten, beklettert die Mauern und Balken der Häuser und nistet nicht selten in Löchern und Höhlungen der Balken an Gebäuden. Dieser Vogel kommt nicht häufig vor.

E.