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in den Kupferbergwerken, und heute noch finden wir dort in verschiedenen Montangebieten (Burra-Burra, Koolgardie-Distrikt) Harzer Bergmanns-Kolonien, deren Vorfahren einst gezwungen waren, die deutsche Heimat zu verlassen.

     Viele andere Harzer wandten sich aber auch jetzt wieder dem Westen zu, um in Amerika ihr Glück zu versuchen. Sie verteilen sich auf die verschiedensten Länder, von denen die Vereinigten Staaten, insbesondore New-York, Baltimore, Phiadalphia, New-Orleans und Texas, Kalifornien, Mexiko, Brasilien, Kolumbien, Bolivia, Peru und Chile bevorzugt wurden. Kalifornien lockte die Auswanderer besonders seit 1848 an, als das Goldfieber dort ausgebrochen war. Nach Peru wurde im Herbst 1851 eine eigene Expedition veranstaltet, während die übrigen Weststaaten Süd-Amerikas eine weniger umfangreiche Anziehungskraft ausübten. Von den zahlreichen deutschen Kolonien, die in Brasilien gegründet wurden, ist Blumenau in der Provinz Santa Katharina die bedeutendste geworden. Großes Interesse hat für uns auch die von dem Hamburger Kolonisationsverein gegründete Kolonie Dona Franziska in derselben Provinz, weil ein bedeutender Teil unserer Harzer Landsleute von 1854 ab dorthin übersiedelte.

     Einen unglücklichen Verlauf nahm die Auswanderung nach Ramsbeck in Westfalen im Herbst 1854, wo eine private Gesellschaft Kohlenbergbau begonnen hatte. Trotz der Warnung des Berghauptmanns, der auf die wenig gesicherten Zustände in Ramsbeck aufmerksam machte, ließen sich etwa 300 Bergleute verleiten, der Bergbehörde ihre Arbeit trotzig vor die Füße zu werfen und nach vielem Lärm und Unfug vor dem Amthause, der Wohnung des Berghauptmanns, den Oberharz zu verlassen. Aber der Aktienschwindel in Ramsbeck nahm ein rasches Ende, und die Harzer kamen noch in demselben Jahre fast alle verarmt in ihre Heimat zurück. In den Knappschafts-Verband wurden sie nicht wieder aufgenommen, und ihre Benefizien (Herrenkorn usw.) waren alle verlustig gegangen. Einige Verheiratete wurden hier als Tagelöhner beschäftigt, andere suchten sich anderweit Arbeit, und der Rest ging nach Saarbrücken in den Kohlenbergbau. Erst durch einen Gnadenakt des Königs Georg im Jahre 1863 gelangten sie wieder zu ihren früheren Vorteilen.

     Nach dem Jahre 1854 haben zu allen Zeiten Auswanderungen vom Harze stattgefunden, doch erreichten sie niemals die Zahl der vorhergehenden Jahre. Bevorzugt wurden hauptsächlich die Vereinigten Staaten von Nordamerika, wo zahlreiche Harzer sich niedergelassen haben, die zum Teil mit der Heimat noch in Verbindung stehen.

     Zum Schluß seien noch folgende Verse aus einer Reihe von Abschiedsliedern eines Bergmanns Rodert in Lautenthal mitgeteilt, an denen wir so recht die innere Gesinnung der Auswanderer erkennen:


Wir treten jetzt die Reise
Nach Süd-Australien an.
Sei bei uns, Herr, und zeige,
Ja mache selbst die Bahn.
Sei bei uns auf dem Meere
Mit Deiner Vaterhand,
Dann kommen wir ganz sicher
Nach Süd-Australiens Land.

Deutsche Freunde, weinet nicht!
Ich denke dort noch froh zu leben.
Wißt, mein Fleiß hier half mir nicht,
Mußte unzufrieden leben.





Harzer Heimweh in der Fremde.


Ein alter Harzer in Amerika.