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Sünde nie bereuen, darum werde ich sie auch nicht ändern!“ wenn ihr eurer eigenen Seele zuruft: „Laß, o Seele, uns den Priester täuschen und uns im übrigen leben, wie es uns gefällt!“ so hast du und deine Seele nichts von Vergebung. Die Sünde bleibt dann in der Zeit und geht hinüber in die Ewigkeit. – Also Ostergruß, Osterarbeit und große österliche Befugnis der Sündenvergebung und der Sündenzurechnung, das wurde den Jüngern geboten, da sie den Herrn sahen und Er ihnen Seinen Geist gab, den Geist, der einen Thomas überzeugte. Denn als sie am Abend dieses Sonntags sich darüber befragten, ob Jesus, der Auferstandene, wirklich zu ihnen gekommen und ob Sein Wort Traum und Täuschung oder Wirklichkeit sei, und als zu dem Chor der Zehn die zwei Männer aus Emmaus, Lukas und Kleophas, kamen und erzählten, wie Er ihnen die Schrift geoffenbart, da war Thomas der einzige Zweifler. Ein seliger Mann, sagt Luther, in einer Stunde ein armer Zweifler und ein gelehrter Doktor der Theologie, in einer Stunde ein armer aber ehrlicher Leugner und in derselben Stunde ein inniger Bekenner. Augustinus sagt einmal von ihm: „Er hat für uns alle gezweifelt, damit wir nicht mehr zweifeln müssen.“ Thomas heißt ja auf deutsch: der Schwankende, der Unklare, der bald felsenfest Glaubende, bald mühsam Zagende. Ich sage, als Thomas nun von all den Erscheinungen, Verheißungen und Grüßen etwas hört, spricht er: „Wenn ich nicht in Seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in Seine Seite, will ich’s nicht glauben.“ (Joh. 20, 25.) Der Herr geht auf den törichten Wunsch des Jüngers ein, wie Er auf deine törichtsten Wünsche eingeht, wenn sie darauf hinzielen: „Mache mich Deiner gewiß!“ Es kann gar kein Anliegen so kindisch vor Jesus gebracht werden, das Er nicht erhöre, wenn es sich darum handelt, Seiner gewiß zu werden. Und wenn eines unter euch zu ihm spräche: „Schenke mir in dieser Woche eine ganz wunderbare