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Arbeitsinteressen, Menschen finden sich zusammen, und nun wird auf einmal ihr Leben groß, weil es gemeinsame Interessen hat. Denkt euch, ihr würdet über nichts miteinander zu reden haben, ja nicht einmal über Wind und Wetter, ihr würdet aneinander vorübergehen müssen euer Leben lang, wandelnde Leichen, redende Schatten, vernünftige Mumien. Welch ein Leben! So aber habt ihr eine Fülle von gemeinsamen Interessen: Landsleute erzählen von dem gemeinsamen Heimatsort, Berufsgenossen teilen anderen ihre Sorgen und Fragen, ihre Freuden und Leiden mit, Schüler und Schülerinnen erinnern sich gemeinsam verbrachter Schuljahre, der kleinen Schatten und der reichen Sonnen. Und so wird das Leben groß in der Fülle der Interessen. Und die geistliche Frage, welche am meisten das Herz beschäftigt, die Frage: „Wo komme ich her, wo gehe ich hin und wo bleibe ich?“ die sollte nun auf einmal aus dem Kreis der Interessen herausgenommen sein? Denkt euch das! Es gäbe keine religiöse Gemeinschaft, während wir doch sagen von denen, die mit uns denselben teuren Glauben überkommen haben, und mit dem Apostel reden von den Hausgenossen des Glaubens.

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 Seht, das ist die Kirche – die Gemeinschaft der Besitzenden, nicht eine Schule von Forschenden. Eine Schule von Forschenden, die kann ein Philosoph, ein Denker, ein Redner, irgendein geistreicher oder geistreich zu sein glaubender Mensch gründen; eine Schule der Forschenden, in der die absonderlichsten Meinungen aufgestellt werden und der Meister ist, der es im Absonderlichen allen zuvor tut. Ihr könnt euch solche Vereinigungen denken, in denen man über das Woher des Menschen ungereimte Behauptungen aufstellt, in denen man über das Wohin des Menschen geistreiche Hypothesen und Annahmen austauscht, jede Woche etwas Neues hat und schließlich eben in Ermangelung des Neuen auf Altes, Uraltes zurückkommt. Denn all das, was jetzt so manche Kreise bewegt, Entstehung der Seele, Geschick