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 Und ein Anderer hat jahrelang mit einem Amtsgenossen arbeiten müssen, der an ihm schwer trug und der ihm nicht leicht war, der ihm eine Last am Wege war und dem er nicht gerade eine Freude gewesen ist. Und nun haben sie sich gemeinsam in Christo gefunden. All dies Erlebte, auf verschiedene Weise Erfahrenes, in ganz verschiedener Art Gesammelte schließt zusammen zur Gemeinschaft der Kirche.

 Und nun denkt euch, dieser Kreis, so klein er ist, kristallisiert andere an; denn nicht bloß satanische Heimlichkeiten, sondern auch christliche Geheimnisse ziehen an; nicht bloß das, was im Verborgenen schleicht, diese Sitzungen spiritistischer, nachtfroher und lichtscheuer Art, sondern auch das große Geheimnis Christi und Seines Kreuzes gewinnt und wirbt. Und nun ist auf einmal ein Zimmer mit solchen bevölkert, die Jesum Christum lieb haben. Und vielleicht darf ich sagen, auch dieser Betraum birgt, wie wir hoffen wollen, allmählich Leute, denen Christus und Seine Ehre am Herzen liegt, die, wenigstens solange sie hier sind, für den Herrn sich innerlich entscheiden.

 Seht, das ist die Kirche. Mitten in die Welt eingestiftet, ist sie nicht von der Welt. Ihr Ursprung ist überweltlich und ihr Ziel ist nachweltlich. Ihr Ursprung ist überweltlich, von dem Herrn Christus geschenkt und eingesenkt in diese Zeit und Welt. Und ihre Arbeit ist innerweltlich: „Ich bitte nicht, daß Du sie von der Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Übel.“ (Joh. 17, 15.) Ihre Arbeit ist, die Welt zu erobern. Ihr Ziel ist nachweltlich; die Welt vergeht, sie aber soll bleiben; die Welt versinkt, und sie soll stehen. Das ist die Kirche.


II.

 Aber mir ist es, als ob mich jemand frage: „Hast du wirklich den Mut zu sagen, daß diese Kirche eins sei?“ Und ich, auch auf die Gefahr hin, daß so manche im Herzen widersprechen, darf,