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gut! Nehmt heute Seine Abschiedsreden, morgen Seine Bergpredigt her, betrachtet einmal Seine Jüngerreden und ein andermal Seine Gleichnisworte, nehmt immer wieder ein anderes von Ihm zu Herzen, man kann von einem zum andern fortschreiten, aber über Ihn hinaus wollen wir nicht.

 Ich glaube eine, heilige, apostolische, alles umfassende Kirche. So groß auch die Zersplitterung und Spaltung, das Mißverständnis, noch geht durch alle Kirchen eine Klage und diese eine Klage heißt: Kyrie eleison –; diese Klage hört ihr in den eisigen Gefilden des Nordens ebenso, wie in denen Spaniens; diese Klage vernehmt ihr im Osten Sibiriens, wie in den entlegensten Gegenden Amerikas. Sie ist eine allgemeine Kirche; denn sie ist eins in der Klage: Herr, erbarme Dich! und ist eins in der Bitte: Hosianna – hilf uns doch! Schau auf uns, wie wir kämpfen müssen! denke an uns, wie wir daniederliegen!

 Dieses eine Wort! Denkt euch, ihr kommt in eine ganz fremde Kirche, alles ist euch so unbekannt; auf einmal hört ihr ein brausendes Hosianna vom Chor herunterschallen oder ihr vernehmt die Stimme des Priesters, der Hosianna betet, und in der Stunde trittst du völlig in die Allgemeinheit deiner Kirche ein und rufest in deinem Herzen: auch ich bete: Herr, gedenke an mich!

 Und wenn nun das Halleluja erschallt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was Er dir Gutes getan hat!“ (Ps. 103, 2.) Seht, das ist Allgemeinheit meiner Kirche, die durch das gnadenvolle Amen: So soll es geschehen! bekräftigt wird. Und diese Kirche ist ewig bleibend; denn ich glaube, daß die eine, heilige, apostolische, allgemeine Kirche die Gewißheit hat, daß sie ewig ist. Denn die Kirche hat nach dem schönen Wort unserer Väter zwei große Chöre – den Chor der Wandersleute und den Chor der seligen Leute. In dem Chor der Wandersleute sagen wir: „Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem!“ (Luc. 18, 31.) Wir stehen noch vor der Türe. – Noch vor wenigen Tagen weilten