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6. Stunde.
Mittwoch Abend.

Gebet: O Herr, Der Du allen den Deinen das Verlangen nach Dir, und der bei Dir bereiteten Heimat geschenkt hast, wir bitten Dich, laß alle Deine Dienerinnen in dem festen Bewußtsein Deiner Hilfe zu der ewigen Heimat hin wandern, die sie in allem Erdenweh grüßt, und erfülle ihr Tun und Werk mit Ewigkeitsgedanken, auf daß sie durch die zeitlichen Güter und Gaben also gehen, daß sie die ewigen darüber nicht verlieren, um Deines Erbarmens willen. Amen.


 Das Warten war das Los unserer Kirche, das neidlose Warten, nicht immer leicht, wenn sie nun gewahren mußte, wie die römische und reformierte Kirche auf allen Gebieten des praktischen Lebens ihr den Vorrang abliefen, aber unser Herr hat damit unserer Kirche zeigen wollen, wie Er sie lieb hat, daß Er ihr immer wieder das Teil wahrte, welches Sein lieber Sohn der Maria als das beste bezeichnet hat. Als aber die Zeit des Wartens erfüllet war, die Gott der Herr für Seine Kirche ersprießlich erachtet hatte, da kam die Stunde, in der sie sich betätigen sollte. Wenn wir aber von geschichtlicher Betätigung der Barmherzigkeit sprechen, so muß ja betont werden, daß der selige Gründer dieses Hauses eben auch die Zeichen seines Herrn erst recht verstehen mußte, ehe er den Grund zu diesem Hause legen konnte. Es war nicht mehr der von jugendlichen Idealen erfüllte, in Jugendkraft stehende, in die Weite strebende Mann, der dieses Haus gegründet hat, – dem Gedanken an