Seite:Hermann von Bezzel - Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie.pdf/77

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

spontanen Dank für alle Seine Treue, die nichts verdienstliches kennt, sondern nur die Freude dienen zu dürfen, dem es um nichts anderes zu tun ist, als täglich Jesum Christum zu preisen mit dem Leben; aber das Korrektiv für die Diakonie ist die heiligende Zucht. Weil wir so fest an der Lehre halten, stehen wir fest zum Amt der Lehre, und halten es nicht für hierarchische Uebertretung, sondern für Gottes Geheiß: „Wer euch höret, der höret Mich.“ Wir kennen kein unfehlbares Lehramt, aber Einen unfehlbaren Herrn desselbigen Amtes. Da mag denn manches hinfallen, was die einzelne Persönlichkeit geprägt hat, was aber das Lehramt auf Christi Geheiß geordnet hat, das bleibt. Unsere Kirche vertritt auch hier wieder die rechte Mitte. Wenn die katholische Kirche in dem einzelnen Priester den personifizierten Gott sieht, die reformierte in dem Prediger ein bloßes Organ der Gemeinde, so erkennt unsere Kirche in dem einzelnen Amtsträger die geheiligte Verbindung von Objektivität des Herrnbefehls und Subjektivität individueller Aneignung. Welche Automaten wären wir, wenn wir nicht das Recht der Persönlichkeit auch im Amt geltend machten! Die Ordnungen des Apostolats sind geblieben. – Was aber die einzelnen Apostel für einzelne Zeiten aus einzelnen Bewegungen heraus geordnet haben, mag gefallen sein. In dem Lehramt hat unsere Kirche das Korrektiv für alle Auswüchse des Diakonissendienstes. Es drohen der Diakonissensache ernste Gefahren, und der Diakonissensache in unsrer Kirche die meisten, weil sie die größte Gnade hat, und wo die größte Gnade ist, da sind auch die größten Gegensätze, wo die leuchtendsten Gaben sind, da auch die ernstesten Schatten. Darum hat unsere Kirche zu wachen, daß die Diakonissensache sich nicht emanzipiere vom Amt der Lehre. Es steht die Gefahr sehr nahe, daß der heimische Herd, auf welchem die Flamme des Dankes zu Jesu Christo lodert, verlassen wird, und man sich auf fremde Gebiete transferieren läßt. Daß unsere Diakonissensache nur immer den Mut hat zu sein! „Entweder sie ist, wie sie ist, oder sie sei gar nicht.“