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8. Stunde.
Donnerstag Abend.

Gebet: O Herr Jesu Christe, der Du allen denen gedanket hast, die an Deiner verachteten Gestalt und an Deinem unwerten Worte sich nicht ärgerten und sie reichlich gesegnet hast für die Treue, die sie Dir, dem Armen, bewiesen: verleihe, daß alle Deine Knechte und Mägde sich der Knechtsgestalt nicht schämen, in der Dein heiliges Wort noch über die Erde geht, sondern in dieser armen Gestalt ihren höchsten Schatz und einiges Erbe erkennen und in Kraft desselben ewig selig werden. Amen.


 Weil die Bewegungen der Diakonie in unserer Kirche, weil speziell am hiesigen Orte dieselbe eine aus langem Warten gereifte, eine langsam vorbereitete war, von der man wenig wußte und sprach, darum trat die Bewegung männlich auf. Man hat ja wohl von der Naivität der ersten Jahre dieses Hauses gesprochen; es war auch manches sehr primitiv und ursprünglich, dem jetzigen Kritiker vielleicht zu ursprünglich; aber es war genial, und man bekommt aus den ersten Veröffentlichungen den Eindruck: die Sache war ausgereift. Das ist überhaupt eine Gnade für unsere Kirche, daß Er alle die Bewegungen langsam anheben, aber dann alsbald fest auftreten ließ ohne Tasten und Suchen mit Uebergehung der kränkelnden Jahre der Kindheit. Das Wirken an den Heiden hat unsere Kirche gleich mit voller Kraft begonnen, langsam, aber sicher. Es sind deshalb auch selten die großen Fehler begangen worden, wie anderwärts. So ist es mit dem Amt der Barmherzigkeit; spät, aber