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bleiben, das Kleinste mit dem Größten. Wo diese alles glaubende und doch nicht leichtgläubige, alles hoffende und doch nicht leichtsinnige, alles tragende und doch nicht kaltsinnige, alles duldende und doch nicht charakterlose Liebe herrscht, da kehrt die Freude ein, welche über Welt und Zeit in die Höhe führt. Saeculi laetitia est impunita nequitia, sed in Domino gaudium est vis sagt der Kirchenvater. Wie oft zählt man bei Paulus das Wort Freude in seiner Verwandtschaft mit „Gnade“ als ihrem Grunde und „Dank“ als ihrer Äußerung und Wirkung: im Philipperbriefe allein vierzehnmal. Denn die Freude ist das Lebenselement des Christen, die Kraft, die ihn auf Höhen führt. „Aber der Teufel ist ein melancholischer Geist.“ In die Zeitenlänge und über sie hinaus geht die Heilsverkündigung, wenn sie bezeugt, daß noch ein Tag kommen wird, an dem alles Kreatürliche vor dem erhöhten Christus die Knie beugen und jede Zunge auch die der Widerwärtigen (I. Kor. 16, 9; II. Thess. 2, 8) ihn den Herrn nennen soll, aus Willigkeit gegen den Heiligen Geist die einen, die andern auf seinen Zwang, wenn sie als letztes Weltereignis Jesu heilige und willige Unterstellung seiner Person unter den Vater verkündet, daß, der einst als Mittler zwischen Gott und der Menschheit stand, an ihrer Spitze jenem zum Lobpreise der Ewigkeiten gegenübertritt.

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 So umfaßt die Predigt Pauli alle Fragen des Menschenherzens und der Weltzeit, die ewigen Anliegen der Seele und ihre Tröstung, erklimmt die Höhen und versenkt sich in die Tiefen, beherrscht das Gegenwärtige und blickt in das Zukünftige, versöhnt die größten Gegensätze