Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/78

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

geworden. Und wer sich in diese Worte versenkt, dem werden alle Fragen und Bedenken in das übergewaltige Geheimnis der Liebe versinken. Für dich und deine Sünden. Die Konsekration mit dem Kreuzeszeichen ist löblich und recht, daß sie nicht notwendig ist, weiß der lutherische Christ, der es missen kann, wenn nicht Absicht bei der Unterlassung ist. Die Konsekration aber ist nicht – das müßte nicht erst gesagt werden – Wandlung und Weihe, sondern die gehorsame Entnahme der geringen Elemente des Brotes und Weines zu höchsten Spenden, ist Darbringung der Erdengabe an den himmlischen Herrn, daß er sie mit ewigen Gütern erfülle. Wenn dem so ist, bleibt die sog. Nachkonsekration auf der gleichen Linie der anfänglichen und ihr gleich diensam. Sie zu unterlassen ist noch kein Zeichen tieferer Erfassung des Sakramentes, kann aber leicht zum Anstoß für Schwache werden, auf welche Rücksicht zu nehmen der Diener des barmherzigen Herrn allen Grund hat. Die Rezitation der Testamentsworte bei der Distribution hat ihr Recht, entsprechende Gottesworte müssen sie begleiten, können und sollen sie aber nicht ersetzen. Wer ein Herz für heilige Sitte hat, achtet auch auf die übriggebliebenen Teile der Elemente. Es ist unwürdig, wenn fast noch angesichts der Gemeinde der restige Wein von den Läutknaben ausgetrunken wird. Wie überhaupt der Diener der Kirche, der die schönen Gottesdienste ohne ästhetisierende Willkürlichkeiten und liturgische Künsteleien liebt und will, den alten Satz im Herzen behält: domum domini decet decorari. Es ist nicht evangelische Freiheit, wenn hinter dem Altare abgetragene Chormäntel, ausgeschossene Liedertafeln