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und unter ihnen in umgekehrtem Verhältnisse zur Wege der Totenstätten und Totenhöfe (I. Kor. 15, 32).

 Denn „Der Kirchhof ist ein feiner, stiller Ort, darauf man mit Andacht gehen und stehen könnte, den Tod, da das jüngste Gericht und die Auferstehung zu betrachten und zu beten“.

Luther. 

 Es wird der Diener Jesu überhaupt gerne den Ort der Toten zu seiner Selbstheiligung aufsuchen müssen. Die Kirchhoferde wischt den Erdenrost weg. Die Dinge gewinnen ihr rechtes Maß und Gewicht. Das Nichtige tritt zurück, das Ewige kommt näher. Die Bußpredigt an den Gräbern derer, denen wir treuer hätten dienen müssen, treibt zu ernsterem Dienste an den Lebenden. Jedes Grab hat seine Geschichte, die alten Kirchenbücher werden über den Toten lebendig, die Gegenwart wird durch die Vergangenheit für die Zukunft bereichert. Und so mitten im Schweigen des Todes und vor dem Ernste der Ewigkeit lernt der Diener Jesu das Schlecht und Recht des 25. Psalms beten, die wichtigste Bitte für des Lebens Ehrlichkeit, für die Ernstlichkeit des Arbeitens, um den Sieg über Schein und Scheinwesen. Nicht lebensfern und lebensmüde macht solches Gebet, sondern lebensfrisch, denn wem Christus Inhalt, Kraft und Ziel des Lebens geworden ist, dem ist Sterben Gewinn, das tägliche (I. Kor. 15, 31) wie das letzte. Er kann die Welt beherrschen, indem er sie verleugnet und daran denkt, daß das ganze Gerüste der Schaubühne Welt bald an ihm vorbeigetragen werden wird (I. Kor. 7, 32): figura huius mundi praeterit.

 5. Füglich kann hier ein Wort über das Gebetsleben