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und manches Verständnis für Ihn, und eben darum ist uns manchmal sehr bange.

„Mache den Gedanken bange,
Ob das Herz es redlich mein’,
Ob wir treulich an Dir hangen,
Ob wir scheinen oder sein.“

 Eigentlich ist es das Allerschwerste, jene Kritik zu üben, die unser HErr Christus verlangt, wenn Er sagt: „Habt Salz bei euch“, das Salz der ätzenden, durchgreifenden Kritik. Wir haben eine unsichere Hand und ein schwankendes Auge. „Es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde.“ Diese Festigkeit geschieht durch die Gnade des weltbesiegenden Heilandes, der da spricht: „Ich habe die Welt in euch und um euch überwunden.“ Damit ist klare Bahn gemacht. Alles das, was uns nicht klar sehen, nicht stracks vor uns hingehen läßt, ist Welt, und wenn es im Gewand des Idealen wäre. Wir reden den Idealen das Wort; aber, wie einer gesagt hat: „Der Mensch stirbt an seinen Göttern,“ an seinen Idealen, weil diese Ideale Mischung von Unklarheit und Wahrheit, von GOtt-Wohlgefälligem und von GOtt-Verwerflichem sind. Da mag es Ihnen bange werden, es soll Ihnen bange werden, denn dazu sind Sie hierher gekommen, daß es Ihnen bange werde. Da seien Sie versichert, wir können nicht Friede rufen, wo kein Friede ist, wir können nicht von Herrlichkeit sagen, wo wir nur Knechtsgestalt schauen. Aber wenn ich im Auftrag meines HErrn Ihnen von der Angst und Bedrängnis sage, dann habe ich auch im Auftrag meines HErrn Mut, Ihnen zu sagen: „Seid getrost. Ich habe die Welt überwunden. Ich habe sie in euch auch überwunden.“ Wir haben nur Seinen Sieg auszumünzen für uns selbst. Sein Sieg ist unser Sieg, Sein Leben unser Leben. Was Er vor uns, für uns gethan, das hat Er ein für allemal uns zu gute gehandelt, daß wir sämtliche Aufgaben und Konflikte unseres Lebens Ihm befehlen können. In Seinem Siege sind sie gelöst. Das ist nicht eine Betrachtungsform, sondern das ist so. So sollen wir mit unserem HErrn Christus handeln, daß wir nicht einzelne Züge aus Seinem Leben ziehen, das ist Ihm ein Greuel, nicht einzelne