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Emil Hübner: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 3
Ein Decret des L. Aemilius Paulus

Was die Turris Lascutana anlangt, so hat Longpérier[1] bereits mit Benutzung der von Zobel[2] zuerst richtig bestimmten bilinguen Münzen dieser Stadt (auf deren Autorität hin jetzt die Form Lascuta in den Pliniustext gesetzt worden ist, 3 § 15) aus der Zugehörigkeit des Ortes zum Convent von Gades nach dem Census des Agrippa und aus dem Fundort und Prägungsgebiet jener Münzen, die sämmtlich Gemeinden dieser Gegend angehören (Asido, Baelo, Iptuci, Lascuta, Oba, Turiregina, Vesci) auf die Lage desselben den richtigen und einzig möglichen Schluss gemacht[3]. Das hoch und fest gelegene Castell von Alcalá de los Gazules ist zwar selbst meines Wissens kein Fundort römischer Reste; aber in der Nähe sind gelegentlich verschiedene Plätze römischer Niederlassungen aufgedeckt worden[4]. Ohne weitere Funde lässt sich daher zwar nichts Bestimmtes behaupten; aber dass das Decret des Paulus, auf welchem der Ursprung der Unabhängigkeit der Gemeinde beruhte, einst in ihr selbst aufbewahrt worden, ist sicher und, trotz der Möglichkeit der Verschleppung daher, alles übrige erwogen, sehr wahrscheinlich, dass Lascuta eben dort gelegen habe, etwa zwischen Oba und Asido; was keineswegs zu fern von Hasta ist, als dass es nicht einst einen Bestandtheil seines Gebietes gebildet haben könnte. Dass der Ort als eine turris bezeichnet wird, ist der Vorstellung, die wir uns von den ältesten befestigten Niederlassungen kleineren Umfangs machen können, durchaus entsprechend. So schildert sie der Vf. des bellum Hispaniense (8, 2): hic etiam (eben im jenseitigen Hispanien) propter barbarorum crebras excursiones omnia loca, quae sunt ab oppidis remota, turribus et munitionibus retinentur; sicut in Africa, rudere, non tegulis teguntur; simulque in his habent speculas et propter altitudinem longe lateque prospiciunt. Ich finde zwar nicht, dass die Bezeichnung turris für einen befestigten Ort ausserdem in Hispanien vorkommt; denn der bei Strabo (3, 1, 9) erwähnte Καιπίωνος πύργος, den Mela (3, 1, 4) das monumentum Caepionis nennt, war ein Pharus; die im Itinerar zweimal vorkommende Bezeichnung von Mansionen ad turres S. 400, 6 und 445, 2) geht gewiss auf römische Wachtthürme und


  1. In den Comptes rendus S. 271 ff.
  2. Spanische Münzen mit bisher unerklärten Aufschriften, bes. Abdruck aus der Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft Bd. 17, 1863.
  3. Nur durfte des Ptolemaeus 2, 4, 10 Λακιβίς, das ganz verschieden ist, nicht mit hineingezogen werden.
  4. Vgl. Cean’s sumario S. 230 und 239.