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MISCELLEN.
VERGIL ALS ÜBERSETZER HESIODS.

Dass Vergil in ziemlich umfangreicher Weise einzelne Stellen des Hesiod fast wörtlich übersetzt hat, ist schon durch Eichhoff, Etudes grecques sur Virgile, Paris 1825, nachgewiesen worden, und neuerdings hat Woldemar Ribbeck in der Ausgabe seines Bruders das Quellenmaterial bedeutend vermehrt und namentlich für die Georgica neu hinzugefügt. Indessen trifft der aufmerksame Leser noch einzelne Verse oder Partien an, die aus Hesiod stammen, ohne dass dies von Ribbeck angegeben wird. Ich erinnere zunächst an das 6. Buch der Aeneide. Zu diesem Buch citirt der genannte Kritiker Hesiod nur an zwei Stellen, v. 274 bei posuere cubilia das οἰκι’ ἔχουσιν in Theog. 64 und 758, von denen die erste Stelle schon im Commentar von Hofmann Perlkamp angeführt war, und v. 598 bei immortale iecur tondens das αυτὰρ ὅ γ’ ἧπαρ ἤσθιεν ἀθάνατον in Theog. 523. Dagegen fehlt die Angabe, dass v. 273–279 aus Theog. 211–232 entlehnt sind, worauf schon Eichhoff p. 393 aufmerksam gemacht hatte, während Heyne mit Unrecht Theog. 744 und 758 als Parallelstellen anführt. In der That ist die Uebereinstimmung beider Stellen so gross, indem Νέμεσις durch ultrices Curae, Ἄλγεα d. pallentes Morbi, οὐλόμενον γῆρας d. tristis senectus, Λιμός d. malesuada Fames, Οἰζύς d. Luctus, Πόνος d. Labos, Ὕπνος d. Sopor, Μάχαι d. Bellum, Κῆρες d. Eumenides, Δυσνομίη d. Discordia wiedergegeben ist, dass man versucht ist anzunehmen, das vergilische Metus in v. 276 rühre von der Lesart Φόβους für Φόνους in Theog. 228 her, welche noch in 3 mss.

Empfohlene Zitierweise:
diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 9 (1875). 1875, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_9_114.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)