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unter der dortigen Kaufmannschaft den Konstanzern entgegenbrachte. Mancher Konstanzer, der früher vielleicht in eigenen Geschäften Mailand besucht hatte, kehrte jetzt als Mitglied der Huntpissgesellschaft oder als Faktor derselben wieder.

Die ältesten Zeugnisse für das Auftreten der Gesellschaft von Ravensburg im Herzogtum Mailand müssen verloren sein. Es hängt dies vielleicht zusammen mit dem Lose gewaltsamer Vernichtung, welches viele Urkunden der Herzöge aus dem Hause Visconti bei dem Untergang dieser Dynastie getroffen hat, weswegen das Mailänder Staatsarchiv verhältnismässig arm an Urkunden aus dieser Periode ist. An die Stelle der verlorenen Akten müssen hier Schlussfolgerungen treten. Es ist, wie wir weiter unten sehen werden, gut bezeugt, dass die Huntpissgesellschaft schon im Jahr 1426 in Spanien festen Fuss gefasst hatte. Nun erfolgte aber die Anknüpfung der Verbindungen mit Spanien von Genua aus. Zu dieser Hafenstadt führte als die natürlichste Etappe Mailand. Somit haben wir uns die Huntpissgesellschaft mit Mailand ziemlich lange vor 1426 in Verkehr stehend zu denken. Urkundlich erscheint sie auf diesem Gebiet zuerst in der Zeit, als der letzte Herzog aus dem Hause Visconti, Filippo Maria, regierte (1412–1447). Die Vertretung der Gesellschaft war dem Heinrich Fry anvertraut, welchem wir noch öfter begegnen werden. Er gehörte einem Konstanzer Patriziergeschlecht an, das sich auch nach Kempten, Ravensburg und Lindau verzweigte[1]. Heinrich und Hans Fry waren im Jahr 1430 mit den Behörden der Heimatstadt in Zwietracht geraten[2]. Wahrscheinlich im Zusammenhang damit wandte sich Heinrich zunächst nach Kempten, dann nach Ravensburg, wo er im Jahr 1441 als Bürger angenommen wurde, und zwar leisteten bei diesem Akt Ital Huntpiss der ältere und Jos Huntpiss


  1. Eiselein, Geschichte der Stadt Konstanz, S. 20. Marmor in den Schriften der Gesellschaft für Gesch. des Bodensees Heft 5, S. 72. Reinwald ebenda Heft 13, S. 181.
  2. Sammlung des Prälaten Schmid von Ulm Nr. 11 im Stuttgarter Haus- und Staatsarchiv.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_16.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)