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bloss Kaufleute, auch Drucker, Kriegsmänner, Kartographen, sogar Mönche. Zu dieser deutschen Kolonie stellten die Bodenseegegenden ein auffallend grosses Kontingent; Ravensburg speziell war nicht bloss durch die Leute der Huntpissgesellschaft vertreten, sondern z. B. in Valencia durch einen „Paschalis Buckli von Metelin“ (1503), in Saragossa durch einen „Joannes Bucle Metelin“ (1521), welcher sogar das Bürgerrecht in dieser Stadt erworben hatte[1]. In der sonderbaren und für jene Zeit ungewöhnlichen Doppelbezeichnung verkoppeln sich die Namen von zwei bekannten Ravensburger Geschlechtern Buckli und Möttelin. Beim zweiten dieser Namen erinnern wir uns, dass gerade in Valencia und Saragossa die Möttelin eigene Comptoirs gegründet hatten, nachdem sie sich von den Huntpiss getrennt. Haben wir etwa in den beiden Buckli-Möttelin Nachkommen dieser Abtrünnigen zu erkennen?


f) Die Niederlande.

Im Jahr 1488 stand ein Fähnlein Lindauer in den Niederlanden, um dem römischen König Maximilian seine Feinde bezwingen zu helfen. Ihr Hauptmann Neukomm schrieb[2] aus dem Feld nach Hause unter anderem, er habe einen Fähnrich nach Antwerpen geschickt, weil sie Geld brauchen, und zwar sei dieser Fähnrich zu der Gesellschaft von Ravensburg gegangen: „Die will uns Geld leihen,“ fährt er wörtlich fort, „was wir bedürfen, wenn ihnen Noffel[3] Humpiss schreibt.“


  1. Tagebuch des Lucas Rem im 26. Jahresbericht des hist. Kreisvereins für Schwaben und Neuburg (Augsburg 1861) S. 8, und Greiffs Noten dazu S. 84.
  2. Der Brief scheint im Original verloren gegangen zu sein, aber eine sehr zuverlässige Lindauer Chronik (im dortigen Stadtarchiv), hat ihn aufgenommen.
  3. Boulan, Lindau vor Altem und jetzt S. 291, wo diese Stelle aus dem Brief abgedruckt ist, las „Nessel“; meine Vermutung, es werde „Noffel“ zu lesen sein, bestätigt ein Brief des Herrn Pfarrers und Stadtarchivars Reinwald in Lindau, welcher die Chronik für mich einzusehen die Güte hatte. Dies stimmt mit dem „Nophilus“ einer bald näher zu erörternden Urkunde im deutschen Missivbuch auf dem Berner Staatsarchiv D, Fol. 188.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_38.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)