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zu verharren, wenn man, durch Beleidigungen gezwungen, Philipp von Macedonien bekriegen werde. Dieser Zusatz verräth den Zweck und die Zeit der Gesandtschaft. Man handelte aus Vorsicht so, als ob der alexandrinische Hof sein Interesse kenne.

 In Lepidus hatte der römische Senat den Mann gewählt, welcher sich und den Römern Vertrauen erwerben konnte. Er war jung, ausgezeichnet schön, ernst und entschlossen; Römer, wenn es galt, seinem Auftrage nachzukommen, als Privatmann untadelhaft in Gesinnung und Sitten. Man weiß nicht, ob Tlepolemus erst durch ihn im Namen des Senats entlassen und vielleicht auch bestraft wurde; er ernannte Aristomenes, einen Acarnanier, zum Vormunde des Königs, um unter der Aufsicht Roms die Regentschaft zu führen. Dieß war eine Maaßregel, welche Ansehen bei der Welt und Dank und Vertrauen in Aegypten verschaffte, ohne es abhängig zu machen. Sie zeugt von Lepidus Scharfblicke, so fern seine Wahl auf einen Mann fiel, welcher Agathocles auch unter den letzten Stürmen mit Lebensgefahr treu geblieben und dadurch verdächtig geworden war. Aristomenes wußte sich bei dem jungen Könige in Ansehen zu setzen, die Priester und in ihnen die Mehrzahl der Eingebornen zu gewinnen, und Meutereien am Hofe zu verhindern oder zu ersticken.

 Indeß hatte der syrische Krieg seinen Fortgang. Ein Aetolier, Scopas, erhielt den Oberbefehl über das ägyptische Heer; denn wie verächtlich er auch übrigens sein mochte, so galt er doch für einen ausgezeichneten Krieger. Sein erster Feldzug, 199, schien diese Meinung zu rechtfertigen, aber nur, weil die Syrer nicht wachsam waren, und er nicht in den Fall kam, eine Schlacht liefern zu müssen.

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Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)