Seite:Historisch-antiquarische Untersuchungen 119.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie Appulejus andeutet. Demnach liegt hierin eine Bezeichnung des Stolisten, welcher darauf sieht, dass alle Gewänder das richtige, gerechte Maaß, die rechte Farbe und auch sonst die erforderliche Beschaffenheit haben und damit für den Schmuck und die Pracht des Tempels sorgt.

     Ein Gefäß zum Trankopfer, wie Appulejus es beschreibt, findet sich auf einem Basrelief bei Montfaucon[1], auf welches Schmidt verweist. Wie aber die Figur, welche es trägt, keinen Stolisten vorstellt, so brachten überhaupt auch andere Priester solche Opfer, z. B. die Hymnoden Libationen von Wasser[2]. In der Nähe der Insel Philä, am vermeintlichen Grabe des Osris, füllten die Priester täglich 360 Gefäße mit Milch, deren auch bei griechischen Todtenopfern Erwähnung geschieht[3], und von Virgil: Inferimus tepido spumantia cymbia lacte, wobei Servius bemerkt, dass Blut und Milch den Schatten der Unterwelt Kraft gegeben habe[4]. Vom Stolisten gebraucht, kann aber lacte libare nur ein Symbol der Fülle oder des Segens sein, welcher ihn zu der aequitas in den Stand setzte.

     Es wird nun nicht weiter Anstoß geben, wenn nach Clemens Alex. der Beruf des Stolisten mit dem Berufe anderer Priester scheinbar zusammenfällt: der Prophet ist της ὁλης παιδειας των ἱερεων kundig, und der Stolist weiß τα παιδευτικα παντα, jeder so weit es


  1. 84) Antiq. expl. T. 2. P. 2. Pl. 116. 1.
  2. 85) Porphyr. de abstin. 4. §. 9. p. 324. ed. Traj. ad. Rhen.
  3. 86) Aeschyl. Persae 590 ff. Sophocl. Electra 893 ff. Eurip. Orest. 115.
  4. 87) Serv. zu Virgil. Aen. 3, 66. Bene animam lacte et sanguine ad tumulum dicit elicitam. Lacte namque corpus nutritur post animae conjunctionem, et anima sine sanguine nunquam est, quo effuso recedit.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)