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was den Priestern oblag, den Cultus und die Tempelverwaltung betraf, nicht bloß das Was? sondern auch das Wie und Warum? wenn auch nur vermeintlich, anzugeben wußten, weil sie durch einen sorgfältigen Unterricht und eigenes Forschen[1] mit allen dahin gehörigen mündlichen und schriftlichen Ueberlieferungen genau bekannt waren.

     Einmal mußten sie alle Tempelbücher aufbewahren, sich genau mit ihrem Inhalte bekannt machen, und so weit es erforderlich war, sie fortsetzen. Diese Bücher, welche die Religionslehren, die mit ihnen verbundenen Wissenschaften und insbesondere die Geschichte der Tempel und des Landes zum Gegenstande hatten, müssen sowohl von den sogenannten Säulen, στηλαις, mit Hieroglyphen, steinernen Monumenten aus alter Zeit, als von den hermetischen Schriften unterschieden werden, welche nicht lange vor Clemens Alex. entstanden sein mögen.

     Es ist erklärlich, daß Fremde, welche nach der Landesgeschichte forschten, durch Mittheilungen der Priester vorzüglich die historischen Schriften kennen lernten, deren Inhalt diese überdieß am wenigsten geheim hielten. Schon Herodot erwähnt ägypt. Annalen[2], dann Diodor[3], Josephus[4] u. a.[5]. Bei einem Volke mit Priestern und Schrift kann diese Erscheinung nicht auffallend sein; selbst


  1. 69) Nach Lucian. Philopseud. §. 34. gelangte Pancrates, ein h. S. , nach 23jährigen Studien zum Besitze der ganzen ägyptischen Gelehrsamkeit. Aehnliches erzählt Caesar B. g 6, 14. von den Druiden. Diese mußten eine große Anzahl von Versen auswendig lernen, worauf einige eine Zeit von 20 Jahren verwandten; keiner durfte etwas aufschreiben.
  2. 70) 2, 100. 145.
  3. 71) 1, 44. 46. 69.
  4. 72) In Apion. 1. §. 16.
  5. 73) S. Zoega de orig. et usu obelisc. p. 519 seqq.
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Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_132.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)