Typhons ein Ende machte[1]. Die Vorstellungen von Göttern und menschlichen Königen gehen hier unmerklich in einander über. Osiris, der rechtmäßige Herrscher, denn so betrachtet sich sein Sohn, wird von Typhon verdrängt; zu Saïs zeigt man sein Begräbniß und stellt dort in der Nacht seine Leiden dar[2], und sein Körper dient bei der kostbarsten unter den drei Arten des Mumisirens zum Musterbilde[3]. Auch Horus ist für den Thronräuber ein Gegenstand des Hasses und der Verfolgung, deshalb verbirgt ihn[4] Isis auf der Insel Chemmis; aber Typhon muß auf dem See Serbonis, an der östlichen Gränze des Landes, einen Zufluchtsort suchen, denn Horus siegt[5].
Die ursprüngliche Gestalt der Mythe darf man bei Herodot nicht suchen, da schon griechisches hineingezogen ist, und in unserer Inschrift lassen es die Priester unbestimmt, in wie fern Horus als Rächer gedacht werden soll, denn man erklärte die Nachrichten von Osiris Leiden physisch, historisch und allegorisch, mit oder ohne Einmischung von fremdem, besonders griechischem, welches hier nur kurz erörtert werden kann, so weit es unser Denkmal erfordert.
Ohnerachtet der Warnung des Jamblichus, nicht alle Lehren der Aegyptier auf natürliche Ursachen zurückzuführen[6], überzeugt man sich, daß diese Mythe einmal auf physische, sowohl irdische als himmlische, Erscheinungen gedeutet wurde. Zu derselben Zeit, wo die Sonne, im Zeichen des Krebses
Wilhelm Drumann: Historisch-antiquarische Untersuchungen über Aegypten. Universitätsbuchhandlung, Königsberg 1823, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisch-antiquarische_Untersuchungen_143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
