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Das Bautzen der Neuzeit.

Wohl ist es etwas Schönes um das hohe Alter einer Stadt und die Erinnerungen an eine große Vergangenheit. Aber wie edle Abkunft allein den Menschen noch nicht tüchtig macht, so muß auch ein altehrwürdiger Ort tätigen Anteil am Leben der Gegenwart nehmen, um seine Bedeutung zu behaupten. Und das ist bei Bautzen der Fall. Es ist keine stille, verträumte Märchenstadt, wie jene romantischen kleinen Reichsstädte in Schwaben und Franken, die ehemals, als Oberdeutschland noch für den Handel, wie das deutsche Kulturleben überhaupt an erster Stelle stand, große wirtschaftliche und politische Bedeutung hatten, jetzt aber verlassen, abseits vom großen Verkehr ein mattes Leben führen. Unsre Stadt Bautzen hat, auch als sie nicht mehr einer der wichtigsten Stapelplätze an der Hohen Landstraße von Schlesien nach Thüringen war, auch als sie durch furchtbare Kriegsdrangsale aufs äußerste erschöpft wurde, doch immer einen Teil ihrer alten Bedeutung bewahrt. Sie blieb immer der Sitz der obersten Regierungsbehörden der Oberlausitz, wie der des provinzialen Oberhaupts der Katholiken; in ihr verehrten die Lausitzer Wenden nach wie vor ihre alte Hauptstadt, an der sie mit Treue hingen und hängen, und wo sie zusammenkommen, um ihr Volkstum gemeinsam zu pflegen. Sie blieb endlich der große Marktplatz für einen ausgedehnten Landbezirk, dessen Bewohner sich dort

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Wolfgang Roch: Bautzen : Ein Wegweiser zur Schönheit der alten Stadt. Wellersche Buchhandlung, Bautzen 1914, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Historisches_Buch_%C3%BCber_Bautzen.pdf/61&oldid=- (Version vom 9.1.2023)