Seite:Hugo Martina 1856 0738.png

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     Diese heilige, heißt es in diesem auszuge des Bollandus über Martina, stammte aus einer edeln familie Roms, wo sie auch ihren glauben im dritten jahrhunderte mit ihrem blute besiegelte. Ihre verehrung in dieser stadt ist sehr alt, und wir sehen, daß zur zeit des h. Gregor des großen die gläubigen die ihrem andenken geweihte kapelle besuchten. Im jahr 1236 weihte der pabst Alexander IV eine kirche unter ihrer anrufung. Im jahr 1634 wurden ihre reliquien, die man unter den trümmern ihrer alten kirche fand, feierlich erhoben. Urban VIII, der damals auf dem päbstlichen stuhle saß, ließ ein prachtvolles gotteshaus zur heiligen Martina aufführen, setzte ihre tagzeiten in das römische brevier, und wollte selbst die hymnen dazu verfaßen. Die h. Martina ist eine der schutzheiligen Roms. Ihr name steht auch in den märtyrerverzeichnissen von Adon, Usuart u. a. m. Die geschichte der auffindung ihrer reliquien ist durch den pater Honorat von Viterbo, einen oratorianer, herausgegeben worden.

     Den gedächtnistag der h. Martina begeht die katholische kirche am 30 Januar, obgleich im römischen martyrologium a. a. o. und in unserem deutschen gedichte bl. 231c derselbe auf den 1 januar angesetzt ist. Vgl. breviarium romanum a. a. o. s. 552.

     Ältere hymnen auf die h. Martina kenne ich nicht. Daniels thesaurus hymnologicus enthält keine. Im breviarium romanum aber a. a. o. s. 552 steht ein hymnus in antikem versmaße: Martinæ celebri plaudite nomini u. s. w. Als verfaßer desselben wird genannt der cardinal Maffeo Barberino, später pabst Urban VIII, geb. 1562, gest. 1644. Eine deutsche übersetzung davon steht in der sammlung: die hymnen der katholischen kirche, im versmaße übersetzt von G. M. Pachtler. Mainz, 1853. s. 251.

     Der wert, welchen das gedicht Hugos für die geschichte der sprache hat, ist schon von andern hervorgehoben. Mir war es besonders wichtig wegen der entschieden schwäbischen färbung, welche die sprache des dichters trägt: das schwäbische wörterbuch wird sich an vielen stellen darauf beziehen müßen.

     Über metrische eigenthümlichkeit unseres gedichts s. W. Wackernagel, deutsches lesebuch 1, xiv. Die altdeutschen handschriften der Basler universitätsbibliothek s. 45. 47.

     Die handschrift, welche unser gedicht enthält, ist beschrieben bei Graff a. a. o., bei Wackernagel, die altdeutschen handschriften a. a. o. und in meinem verzeichnisse altdeutscher handschriften unter numer 14.

     Gedruckt waren daraus bisher nur einzelne stellen bei Graff 2, 115 ff. in Wackernagels lesebuch a. a. o. in Pischons denkmälern 1, 559 u. s. w.

     Dem gegenwärtigen drucke ligt zunächst eine von J. Gußmann gefertigte abschrift zu grunde, hs. 30. Die correcturen sind nach der originalhandschrift gelesen worden. Die abkürzungen derselben sind im drucke aufgelöst, da ausreichende typen für die abkürzungen in der druckerei nicht zu finden waren. Zweifelhaft bleibt manchmal, ob der diphthong uo oder üe gemeint ist; für beide steht meist v mit übergeschriebenem o. Ebenso vertrit u oder v mit übergeschriebenem i sowohl iu als ü, zuweilen û.

Empfohlene Zitierweise:
Hugo von Langenstein: Martina. Hg. von Adelbert von Keller. Stuttgart 1856, Seite 738. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hugo_Martina_1856_0738.png&oldid=- (Version vom 18.8.2016)