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dazu die Menschheit bestimmt ist, und wozu sie auch die Anlage hat, zum Endzwecke. Die Anlage zu einem Erziehungsplane muß aber kosmopolitisch gemacht werden. Und ist denn das Weltbeste eine Idee, die uns in unserem Privatbesten kann schädlich seyn? Niemals! denn wenn es gleich scheint, daß man bei ihr etwas aufopfern müsse; so befördert man doch nichts desto weniger durch sie immer auch das Beste seines gegenwärtigen Zustandes. Und dann, welche herrliche Folgen begleiten sie! Gute Erziehung ist gerade das, woraus alles Gute in der Welt entspringt. Die Keime, die im Menschen liegen, müssen nur immer mehr entwickelt werden. Denn die Gründe zum Bösen findet man nicht in den Naturanlagen des Menschen. Das nur ist die Ursache des Bösen, das die Natur nicht unter Regeln gebracht wird. Im Menschen liegen nur Keime zum Guten. [1]

Wo soll der bessere Zustand der Welt nun aber herkommen? Von den Fürsten oder von den Unterthanen? daß diese nämlich sich erst selbst bessern, und einer guten Regierung auf dem halben Wege entgegenkommen? soll er von den Fürsten begründet werden: so muss erst die Erziehung der Prinzen besser werden, die geraume Zeit hindurch noch immer den großen Fehler hatte, daß man ihnen in der Jugend nicht widerstand. Ein


  1. S. weiter unten, und Kant von der Einwohnung des bösen Prinzips neben dem guten, oder über das radicale Böse in der menschlichen Vernunft, in seiner Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, S. 3 u.f.
              d. H.
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Immanuel Kant: Über Pädagogik. D. Friedrich Theodor Rink, Königsberg 1803, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Immanuel_Kant_%C3%9Cber_P%C3%A4dagogik_K%C3%B6nigsberg_1803.pdf/18&oldid=- (Version vom 1.8.2018)