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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

sind, stets in den Schranken der Mässigkeit, in den festen Gränzen der Wahrheit uns zu halten, vor allem aber, weil wir uns bei jedem Schritte von der wahren, ungeheuchelten Absicht werden leiten lassen, die beiden benachbarten Nationen mit einander zu verständigen, zu versöhnen: so endlich jene Vereinigung zwischen ihnen zu Stande zu bringen, welche gebildeten Nationen eben so ehrenvoll als erspriesslich ist: so leben wir der festen Hoffnung, dass die Männer beider Nationen, welche mit ruhigerem Augen dem Gange der Geschichte zu folgen gewohnt sind, die obgleich Parthei für ihre Sache, doch nicht mit Blindheit geschlagen gegen alles Gefühl, Bewusstsein und Recht der anderen Parthei, auch des Gegners Verdienst nicht zu schmälern noch die Achtung ihm zu versagen vermögen, die er sich erringt; dass gerade jene Männer, die durch ihre Anzahl sowohl als durch die Vortrefflichkeit ihrer Gesinnung für den Vorurtheilsfreien die Stimmgebenden sind, die Redlichkeit unseres Strebens anerkennen, und uns diejenige Aufmerksamkeit schenken werden, welche eine so hochwichtige Sache, wie die unsrige, auf jeden Fall in Anspruch nehmen darf.

Die Redaction.


I.
Schreibweise der slawischen Wörter und Namen

 Die slawischen Sprachen haben durch ihren Reichthum an eigenthümlichen Lauten seit jeher allen denen Kummer und Sorgen gemacht, welche es nöthig hatten, ein Wort aus denselben in seinen Originallauten mit fremden Zeichen zu bezeichnen. In unsern Tagen ist es nun endlich dahin gekommen, dass ein jeder schreibt, wie es ihm einfällt und so die Verwirrung und das bunte Allerlei vermehren hilft, welches an sich schon gross genug ist. Wir unserseits werden häufig in den Fall kommen, slawische Namen in unseren Text aufnehmen zu müssen, und halten es demnach für nothwendig, alsbald im Anfange die Grundsätze festzusetzen, nach denen wir dabei verfahren werden.

 Im Deutschen schreibt man französische und englische Namen und Wörter durchweg so wie sie in ihren Ursprachen geschrieben werden; wollte man nun dasselbe Recht für die Slawen in Anspruch nehmen, so wäre damit wohl mit einem Schlage alles abgemacht; aber eine vollständige Ordnung und Uebereinstimmung würde hiebei doch noch nicht zu erwarten sein, denn einerseits sind die slawischen Sprachen in Deutschland viel zu wenig bekannt, als dass sich die deutschen Leser in diese unerhörten Laute so leicht würden hineinfinden können; anderseits weichen die Schreibeweisen der einzelnen Slawinen unter sich selbst so von einander ab, dass dann im Deutschen ein gleich auszusprechendes Wort öfters mit ganz verschiedenen Zeichen geschrieben erscheinen würde. Gegenwärtig bemüht man sich nun zwar, eine allgemein slawische Orthographie einzuführen, allein sie ist bisher nicht durchgedrungen und es dürfte noch lange dauern, ehe eine solche volle Geltung erringt. Den meisten Beifall hat sich unter den neuesten die illyrische erworben; besonders bei denen, welche selbst für Freunde des Illyrenthums gelten; so dass sich schon einzelne Stimmen dafür ausgesprochen haben, man möge diese für die allgemein slawische annehmen. Sollte das zu Stande kommen, so wäre damit wohl für die Slawen ein Fortschritt gethan; für unseren Zweck indess können wir die illyrische Schreibeweise nicht

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/15&oldid=- (Version vom 4.8.2020)