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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

wo unter anderm die alle Humanität verläugnenden excentrischen Ausfälle und hyperpatriotischen Erklärungen der Magyaren belobt (!) werden. Der deutsche Correspondent scheut sich eben so wenig, als die Ultra-Magyaren, den Slawen in Ungarn vorzuwerfen: „Zeigt, was ihr seid, beweist, was ihr könnt; dann werdet ihr erreichen, was ihr wollt, wenn nicht ein Mehrberechtigter da ist, der seine Ansprüche auf Naturtitel (?) stützt, die von derselben Quelle ausgehen, aber gültiger (?) sind, als diejenigen, worauf ihr euch beruft!“ Wir berufen uns auf das Recht eines jeden grossen für besondere Zwecke in der Weltgeschichte bestimmten Volkes, sich in seiner Eigenthümlichkeit zu entwickeln. Die Slowaken berufen sich auf das Recht eines constitutionellen Staates, dessen Glieder gleiche Vortheile für ihre Zwecke beanspruchen, wenn sie gleiche Lasten tragen. Ob es gültigere Rechte geben kann, wissen wir nicht; es müsste denn der Berichterstatter die Gewalt des Stärkeren für ein solches ausgeben. Rein unverständlich aber ist uns die vorangehende Stelle: „Am allerschwächsten aber sind die heuchlerischen Gründe, mit denen man z. B. den Slawen durch Verläugnung ihrer Natur zu dienen sucht und sie in irgend ein phantastisches Demokratenthum hineinzuziehen bemüht ist. In ähnliche Kunstgriffe verliert sich auch der Graf Thun, ein Vorkämpfer des Slawismus.“ Welches sind die heuchlerischen Gründe? Wo verleugnet man die Natur der Slawen? Welches ist das phantastische Demokratenthum? Wusste der Schreiber jener Zeilen, was er sprach? Oder sprach er über Dinge, die er kannte? In Graf Thuns Schriftchen ist von einem Demokratenthum auch nicht im entferntesten eine Rede. In welchen Phantasien erging sich der ehrenhafte (!) Berichterstatter? — Nro. 112. Eine Klage über die Verkennung des Oestreichers, als wäre er nicht deutsch gesinnt, wo unter andern selbst der Regierung nachgesagt wird, dass eine „innigere naturgemässe Verbindung Oestreichs und Deutschlands sogar in ihrer Wirklichkeit von der östreichischen Regierung durch Wort und That vorbereitet und begonnen werde.“ Dann ein Bericht über die Resolution über die gemischten Ehen aus Ungarn, wo sogar in dieser Hinsicht mit Blutvergiessen gedroht und die Regierung von Klauzal in[WS 1] der öffentlichen Ständesitzung „für jesuitisch erklärt“ wird. Das ist allerdings stark, und gewiss mehr als ungerecht. Eine andere Fassung jener Resolution war fast nicht möglich; wir wissen nicht, was die Magyaren weiter fordern können. Der Artikel schliesst: „Höchst merkwürdig ist das Factum, dass die katholische Kirche seit der Regierung Kaiser Josephs zum ersten Mal mit der östreichischen Regierung in Opposition trat. Andererseits ist die Stimmung des Reichstags, welchem das Entgegenkommen der Regierung viel zu geringförmig und zögernd erschien, eben so bemerkenswerth. Eine tiefgreifende Gährung der Ideen scheint unvermeidlich in den Gemüthern bevorzustehen.“ — Nro. 113. Ein Oestreicher verlangt die „Erweckung und Nährung eines recht lebendigen Staatsinteresses“ als eine Grundbedingung der Einigkeit Oestreichs. „Eine liberale Reform unseres Gemeindewesens in Bezug auf Vermögensverwaltung und alle eigentlichen Gemeindeangelegenheiten wäre vor der Hand die nothwendigste Reform in ganz Oestreich, wäre die grösste Wohlthat für das Volk und für die Regierung. — Nro. 117. Eine Schilderung von Kossuth und Graf Szechényi und ihrem öffentlichen Auftreten. — Nro. 123. Beilage. Die Kulturverhältnisse Russlands nach dem statistischen Werke von Redens in Kürze dargestellt. — Nro. 124. Ein kräftiger Artikel gegen die Magyaromanen, aus dem Buche „Oestreich und Ungarn“ (Leipz. Weidmann) wahrscheinlich vom Verfasser eingesandt, weil die Quelle nicht angegeben. — Nro. 125. Der (sogen. russ.) politische Panslawismus, seine Thätigkeit besonders in den Donauprovinzen als überall sichtbar dargestellt. — Nro. 130. Das Prohibitiv-System Oestreichs als höchst schädlich der materiellen Entwicklung des Landes dargestellt und die Veranlassung, warum die beabsichtigte Reform nicht ausgeführt worden, in den Reclamationen der böhmischen und mährischen Fabrikanten gesucht. — Nro. 132. Ueber russische Rekrutenaushebung. — Nro. 133.

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/447&oldid=- (Version vom 20.8.2021)