Kein Stamm der Slawenwelt hat sich in so viele einzelne Zweige gegliedert, als der illyrisch-serbische, oder, wie er jetzt von gewissen Seiten schlechtweg genannt wird, der illyrische. Im Laufe[WS 1] der Zeit hatten in den Gebieten, welche von diesem Stamme bewohnt werden, mehr als zehn verschiedene Volks- und Landestheile eine gewisse nationale Selbständigkeit errungen, die freilich mehr oder minder fremdem Drucke und Einflusse ausgesetzt war. So waren die illyrischen Slawen in Steyermark und Kärnthen frühzeitig unter deutsche Oberherrschaft gekommen, welche namentlich von den Gränzen und den grösseren Städten aus zersetzend auf ihr nationales Wesen einwirkte. Fester hielt das stammverwandte Krain an seiner slawischen Eigenthümlichkeit. Ein ganz anderes Geschick traf Croatien, Slawonien und das mit ihnen innig verbundene Gebiet der Militairgrenze. Das alte Croatenreich unterlag früh dem Andrange Ungarns, während die slawischen Bewohner in Dalmatien und in einem kleinen Gebiete des heutigen Oberitaliens italienische Civilisation annahmen. Diese vernichtete in den zwanzig slawischen Stadtgemeinden in Dalmatien jeden Ansatz zu einem Bundesstaate. In Serbien und Bosnien und den ihnen benachbarten Gebieten schien im XIV. Jahrhunderte
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Lanfe
Ernst Eduard Kunik: Ljudewit Gaj und der Illyrismus. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843)_015-020.djvu/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)