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Flavius Josephus: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout

schriftliche Erlaubnis zur Publication dieses Buches noch eigenhändig gegeben habe. Die schonende Nichterwähnung der bedeutenden und sehr früh hervortretenden Schattenseiten im Leben des dritten Flaviers und das ihm gespendete Lob lässt sich auch vor seinem Regierungsantritt insoferne leicht erklären, als sich Josephus auf alle Fälle die Gunst des Prinzen sichern wollte, der trotz seiner schlimmen Eigenschaften einen empfindlich feinen Sinn für den Nachruhm der Geschichte bekundete. Das Werk ist also sicher vor dem Jahre 79 n. Ch. entstanden. Ihm folgten die Alterthümer, die sicher im Jahre 94 n. Ch. verfasst sind (Altth. 20, 11, 2 a. E.) und zu denen die kleine Biographie einen Anhang bilden sollte, weshalb sie mit Recht noch unter Domitian angesetzt wird, zumal noch des Kaisers in ehrenvoller Weise gedacht wird. Agrippa II. war damals nicht mehr am Leben. Die Vertheidigung des jüdischen Volkes gegen den Sophisten Apion, die ebenfalls manchmal verwertet ist, hat wohl noch die Biographie zur Voraussetzung (s. geg. Ap. 1, 10 a. E.) und schließt die Reihe der anerkannt echten Schriften des Josephus, dem das dankbare Rom die Feder vergoldet und sogar ein Denkmal unter seinen eigenen Größen eingeräumt hat (‚ob ingenii gloriam statuam meruit Romae‘, St. Hier. de viris ill. c. 13), während seine Stammesgenossen ihn lieber unter einem Hagel von Steinen begraben hätten.

Ja. selbst bis heute ist die Bewertung seines Charakters sowohl, wie die seiner Schriften noch keineswegs ins erwünschte Gleichgewicht gekommen. Soviel dürfte jedoch anerkannt sein, dass die Ergebnisse der fortschreitenden Forschung mehr als einen Stein von seinem Grabe aufgelesen haben, den Hass und Missverstand darauf geworfen, und dass besonders die geschichtliche Glaubwürdigkeit des Josephus in neuester Zeit nicht selten eine unerwartete Rechtfertigung gefunden hat. Wir haben in unseren Bemerkungen eine kleine Probe seiner historischen Verlässlichkeit angestellt und gesehen, dass der Verfasser im Großen und Ganzen sein Versprechen zu Beginn des Werkes auch eingelöst hat. Er zeigt sich in Fragen militärischer und administrativer Natur ausgezeichnet bewandert, obwohl gerade dieses Feld mit seinen hunderterlei, dem Juden fremden Details einem historischen Schriftsteller viele Anstöße hätte bereiten können. Die starke Benützung der Schriften des Jos., zumal unseres Werkes, in der archäologischen Wissenschaft beweist seinen Credit in dieser Beziehung. Eher lassen seine Kenntnisse der damaligen römischen Geschichte, speciell der großen Bürgerkriege, etwas zu wünschen übrig, noch mehr aber die chronologischen Angaben aus der älteren Zeit, von denen Destinon behauptet, dass Jos. hierin wohl etwas liederlich zu Werke gegangen sei, indem er seine gesammelten Notizen öfter ohne Umsicht combiniert habe. Doch dürfte hier mancher Fehler auf Rechnung der Textcorruption oder späterer Verbesserer gesetzt werden, und ist

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: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/007&oldid=- (Version vom 1.8.2018)