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Flavius Josephus: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout

theilung lebendig gestaltete, als auch die Fälschung durch die Scheu vor so vielen Zeugen ausgeschlossen war. 15 Wenn es nun allerdings ganz gewiss Lob und Anerkennung verdient, dass man einen früher noch nicht geschichtlich behandelten Stoff dem Gedächtnis überliefert und die Thaten der Zeitgenossen für die Nachkommen darstellt, so ist andererseits der noch kein Forscher, welcher einfach Plan und Eintheilung eines Anderen umstellt, sondern, wer sowohl Neues bringt, wie auch seine Geschichte in origineller Darstellung zu verkörpern weiß. 16 So biete nun auch ich mit großen Unkosten und Mühen Griechen und Römern eine geschichtliche Erinnerung an die erwähnten großen Waffenthaten, obschon ich ganz anderer Nationalität bin, während die gebürtigen Griechen, wo es Gewinn und Rechtshändel gilt, gleich das Maul recht weit aufreißen und eine geläufige Zunge entwickeln, wo es sich aber um die Geschichtschreibung handelt, bei der man nur die Wahrheit sagen und mit vieler Mühe die Thatsachen zusammensuchen muss, die Mundsperre haben und es den weniger Begabten und schlecht Unterrichteten überlassen, die Thaten der Heerführer zu schildern. Je weniger sich nun aber die Griechen um Geschichte und Wahrheit kümmern, desto höher soll beides dafür bei uns in Ehren stehen!

17 (6.) Eine Darstellung der ganzen alten Geschichte der Juden mit den näheren Angaben, woher sie eigentlich stammten, und wie sie aus Aegypten hinausgekommen, was für einen ungeheuren Weg sie auf ihren Irrfahrten zurückgelegt, was für ein Gebiet sie dann bleibend besetzt, und auf welche Art sie daraus wieder verbannt worden sind, eine solche Darstellung hielt ich jetzt für unzeitgemäß und auch sonst für überflüssig, nachdem schon viele Juden vor mir die Geschichte unserer Vorfahren mit aller Genauigkeit zusammengestellt, und selbst einige Griechen mit ihren diesbezüglichen Uebertragungen in ihre heimatlichen Laute so ziemlich das Richtige getroffen haben. 18 Ich gedenke vielmehr dort, wo jene griechischen Schriftsteller und unsere prophetischen Männer den Faden der Geschichte fallen gelassen haben, mit meiner Arbeit wieder anzusetzen, und zwar in der Weise, dass ich darin jene Periode, wo die kriegerischen Ereignisse vor meinem eigenen Auge vorübergezogen sind, ausführlicher und mit aller mir möglichen Exactheit behandeln will, während ich das, was sich kurz vor meiner Zeit ereignet hat, nur im Auszuge flüchtig berühren werde.

19 (7.) Ich werde nämlich berichten, wie Antiochus, genannt Epiphanes, sich Jerusalems mit Gewalt bemächtigt und es drei Jahre und sechs Monate besetzt gehalten, dann aber von den Söhnen des

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: Juedischer Krieg (Bellum Judaicum) übersetzt von Philipp Kohout. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/016&oldid=- (Version vom 12.1.2020)