richtete. Hier vereinigten sich mit ihm die von Silo commandierte römische Heeresabtheilung, wie auch eine Menge Leute aus der Stadt, die vor seiner Macht bereits zitterten.
295 (5.) Sobald Herodes an der Westseite der Stadt sein Lager bezogen hatte, begannen auch schon die daselbst postierten Wachen seine Leute mit Pfeilen und Wurfspeeren zu beschießen, während andere zu einzelnen Haufen aus den Thoren stürmten und mit der Vorpostenkette anzubinden suchten. Herodes befahl aber zu allernächst nur seinen Herolden, im Umkreis der Mauer bekannt zu geben, dass er zur Wohlfahrt des Volkes und zum Heile der Stadt gekommen sei und nicht im mindesten, selbst nicht an seinen offenkundigen Feinden, Rache zu nehmen gedenke, sondern dass er sogar den unversöhnlichsten aus ihnen volle Straffreiheit schenken wolle. 296 Da aber die Anhänger des Antigonus sich dagegen aufhielten und nicht einmal die weiteren Vorstellungen von Jemand anhören lassen, geschweige denn eine Sinnesänderung dulden wollten, so gab nunmehr Herodes den Seinigen die Erlaubnis, die Mauerkämpfer zurückzuweisen, worauf sie auch in kurzer Zeit alle Vertheidiger mit ihren Schüssen von den Thürmen vertrieben.
297 (6.) Bei dieser Gelegenheit verrieth nun auch Silo, dass er bestochen worden sei. Er leitete nämlich viele Soldaten dazu an, dass sie laut über Mangel an Proviant schrien und ungestüm Geld zur Verköstigung verlangten, ja geradezu die Zurückführung in die Winterquartiere und zwar in bequeme Quartiere forderten: die ganze Umgebung der Stadt, sagten sie, sei eine förmliche Wüstenei, weil die Leute des Antigonus vorher mit allem gründlich aufgeräumt hätten. Auf diese Aeußerungen hin begann Silo das Lager abzubrechen und wollte sich zurückziehen. 298 Da begab sich Herodes zu den einzelnen Führern, die unter Silos Befehlen standen, und von einer Gruppe Soldaten zu der anderen und bat sie, man möge ihn mit Rücksicht auf Cäsar Octavian, Antonius und den Senat, die alle hinter seiner Sendung stünden, nicht verlassen. Er werde noch am selben Tage ihren Mangel beseitigen. 299 Gleich nach dieser Bitte machte er persönlich einen Streifzug auf das Land und schaffte einen derartigen Ueberfluss von Nahrungsmitteln herbei, dass er dem Silo damit alle Ausreden abschnitt. Er sorgte auch dafür, dass in den folgenden Tagen die Verproviantierung keine Unterbrechung erlitt, indem er zu diesem Zwecke den Bewohnern von Samaria und Umgebung, die seiner Sache ergeben waren, entbieten ließ, Getreide, Wein, Oel und Viehherden nach Jericho hinunter zu bringen. 300 Das kam dem Antigonus zu Ohren, der rasch die Leute am Lande anweisen ließ, die Proviantcolonnen aufzuhalten und zu diesem Zwecke zunächst abzupassen. Man entsprach seiner Weisung, und es sammelte sich eine
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/067&oldid=- (Version vom 10.2.2020)