Theil des Landes sich ausdehnenden Streifereien den Einwohnern kaum weniger Schaden zufügten, als ein auswärtiger Feind hätte thun können. 305 Er sandte drei Abtheilungen Fußgänger mit einem Reitergeschwader gegen das Dorf Arbela voraus, während er selbst erst 40 Tage später mit der übrigen Streitmacht nachkam. Statt sich aber vor seinem Anmarsch furchtsam zurückzuziehen, rückten ihm die Feinde sogar wohlgerüstet entgegen, da es lauter Leute waren, welche die Erfahrung von Soldaten mit der Verwegenheit von Räubern vereinigten. 306 So schlugen sie denn auch, wie sie auf die Macht des Herodes geriethen, mit ihrem rechten Flügel seinen linken in die Flucht. Doch warf sich Herodes von seinem rechten Flügel, wo er persönlich befehligte, rasch herum, um den Bedrängten beizuspringen, und brachte nicht bloß die fliehende Abtheilung der Seinigen zum Stehen, sondern lähmte auch durch seinen Flankenangriff die Wucht der Verfolgung, bis die Feinde dem Ansturm seiner nunmehr wieder vollen Front nicht mehr widerstehen können und ins Weichen kommen.
307 (3.) Alles vor sich niederhauend, folgte ihnen Herodes bis an den Jordan, wo er den Rest über den Fluss sprengte, während eine Unzahl von Leichen das Kampffeld deckte. So war Galiläa der schrecklichen Banden wieder los, mit Ausnahme der allerletzten, die sich in die Felsenhöhlen vergraben hatten, und derentwegen man sich Zeit nehmen musste. 308 Darum zahlte nun zuerst Herodes seinen Soldaten den wohlverdienten Lohn für ihre saure Arbeit aus, indem er dem gemeinen Mann je 150 Silberdrachmen, den Officieren aber das Vielfache davon gab und sie in ihre verschiedenen Winterquartiere einrücken ließ. Seinem jüngsten Bruder Pheroras gab er den Auftrag, für ihre Verpflegung zu sorgen und Alexandrium zu befestigen, welche zweifache Aufgabe sich dieser auch recht angelegen sein ließ.
309 (4.) Inzwischen brachte Antonius seine Zeit in Athen zu, während Ventidius sich mit den Vorbereitungen zum Partherkrieg beschäftigte, zu dem er auch Silo und Herodes entboten hatte, allerdings mit der Weisung, zunächst die Dinge in Judäa ins Reine zu bringen. Ohne Bedauern willigte Herodes in den Abzug des Silo, der zu Ventidius stieß, und unternahm nun seinerseits den Streifzug gegen die in ihren Höhlen verschanzten Räuber. 310 Es war aber diesen Höhlen, weil sie in steile Bergwände eingebaut waren, von gar keiner Seite beizukommen, nur querüber hatten sie einen äußerst engen Aufgang. An der Stirnseite der Höhlen senkte sich der Fels in ungemein tiefe Schluchten hinab, und zwar so, dass er auf die Thalsohle lothrecht einfiel, weshalb der König lange Zeit gar nicht wusste, was er mit der allen Anstrengungen trotzenden Oertlichkeit anfangen sollte. Endlich gerieth er
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/069&oldid=- (Version vom 10.2.2020)