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457 (5.) Nach Jerusalem zurückgekehrt, berief Herodes das Volk zu einer Versammlung, führte seine drei Söhne auf und rechtfertigte seine Reise zum Kaiser. Er sagte zunächst Gott dem Herrn innigen Dank, vielen Dank auch dem Kaiser, dass er ihm sein zerrüttetes Haus wieder zur Ruhe gebracht und seinen Söhnen ein kostbareres Kleinod, als die Krone, nämlich die Eintracht geschenkt habe. 458 „Und diese Eintracht,“ fuhr er fort, „will ich selbst von jetzt an noch inniger gestalten. Denn wie der Kaiser mich zum unumschränkten Herrn in der Regierung gemacht und einzig meinem Ermessen die Wahl eines Nachfolgers überlassen hat, so will ich meinerseits, in Wahrnehmung des eigenen Interesses sowohl, als auch aus Erkenntlichkeit gegen den Kaiser, diese drei Söhne hier hiemit zu Königen ernennen und bitte vor allem Gott und dann auch euch, diesen meinen Beschluss bekräftigen zu wollen. Dem einen der drei gibt sein Alter, den anderen aber ihr edles Geblüt eine Anwartschaft auf die Nachfolge, und im übrigen ist ja das Königreich groß genug, um selbst noch mehr Prinzen zu versorgen. 459 Jene also, die der Kaiser geeint hat, die der eigene Vater jetzt als Fürsten aufstellt, sollt auch ihr respectieren, ohne ihnen jedoch, sei es ganz unberechtigte, sei es ganz ungleichartige Ehrenbezeugungen zu erweisen, sondern einzig nach ihrem Altersrange. Denn die Freude, die man einem dadurch bereiten würde, dass man ihm über sein Alter huldigt, wiegt nicht den Schmerz auf, den man dadurch zugleich dem Vernachlässigten verursacht. 460 Welche Verwandte und Freunde übrigens ein Jeder beständig um sich haben darf, darüber behalte ich mir die Verfügung vor, zumal mir diese Persönlichkeiten für die Erhaltung der Eintracht unter den Prinzen gutstehen müssen. Denn ich weiß gar wohl, dass die schlechten Charaktere in unserer Umgebung es sind, welche die Parteiungen und Streitigkeiten erzeugen, während eine gute Umgebung auch die unter Brüdern schuldige Liebe herhält. 461 Ich muss aber zugleich sowohl von diesen Gesellschaftern, wie auch von den Officieren meines Heeres verlangen, dass sie vorderhand nur auf mich allein ihre Erwartungen setzen. Denn wohlgemerkt, nicht die Krone selbst, sondern den Glanz der Krone theile ich mit meinen Söhnen. Sie können die Annehmlichkeiten eines Regenten genießen, während ich die schwere Last der Regierungsgeschäfte tragen werde, so hart es mich auch ankömmt. 462 Möge doch nur Jedermann auf mein Lebensalter, auf meinen Lebenswandel und endlich auch auf meine Gottesfurcht Bedacht nehmen. Denn ich bin weder so bejahrt, dass ich etwa bald schon als abgethan gelten dürfte, noch führe ich ein ausschweifendes, üppiges Leben, das selbst die Gesundheit junger Leute untergräbt, und was die Gottheit betrifft, so haben wir sie stets in

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/097&oldid=- (Version vom 11.2.2020)