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zu fürchten habe. Ich sehe zudem auch gar keinen Beweggrund, aus welchem der junge Mann, der doch jetzt schon von der Herrschaft den Genuss und überdies die Hoffnung besitzt, sie dereinst auch factisch anzutreten, sich überhaupt in einen solchen Abgrund des Frevels gestürzt haben sollte, wenn man nicht annimmt, dass hier gewisse Leute ihre Hand im Spiele hatten, die das Geschäft der Aufhetzung betreiben und das leichte junge Blut zum Spielball ihrer Bosheit machen. Werden ja durch Menschen solchen Schlages nicht etwa bloß junge Leute, sondern selbst Greise umgarnt und die erlauchtesten Geschlechter, wie auch ganze Reiche ins Verderben gestürzt.“

504 (3.) Mit diesen Ausführungen war Herodes ganz einverstanden und ließ allgemach seinen Zorn gegen Alexander verrauchen, um desto mehr gegen Pheroras sich zu erhitzen, um welchen sich ja die vier Bücher der Anklageschrift hauptsächlich drehten. Wie Pheroras nun die Heftigkeit des Königs und den entscheidenden Einfluss wahrnahm, den auf ihn die Freundschaft mit Archelaus gewonnen hatte, suchte er sich auf eine entwürdigende Art aus der Schlinge zu ziehen, da er es auf eine gute Manier nicht mehr thun konnte. Ohne dem Alexander die geringste Unterstützung angedeihen zu lassen, trachtete er nur seine eigene Person unter den Schutz des Archelaus zu bringen. 505 Dieser aber gab ihm den Bescheid, es sei gar nicht abzusehen, wie er einen Menschen beim König ausbitten könnte, welcher, wie Pheroras, von sovielen Anschuldigungen belastet und durch dieselben ganz evident als Attentäter auf die königliche Majestät sowie als der eigentliche Urheber des gegenwärtig über den Jüngling hereingebrochenen Unglücks erwiesen sei: es wäre denn, dass er sich dazu verstünde, alle Verschlagenheit und alles Leugnen aufzugeben, die Wahrheit der gegen ihn vorliegenden Anklagen einfach zuzugestehen und dafür von seinem Bruder und Freund Verzeihung zu erflehen. Für diesen Fall würde er ihm auf jede Weise zu Diensten stehen.

506 (4.) Pheroras ließ sich dazu herbei. Er richtete sich absichtlich so zusammen, dass er ja recht erbärmlich herauskam, trat im schwarzen Trauerkleide und mit thränenbedecktem Antlitz vor Herodes hin, fiel ihm zu Füßen und bat, wie er das übrigens schon öfter gethan hatte, um Verzeihung. Er bekannte sich als das Scheusal, das wirklich alles gethan habe, dessen er beschuldigt worden, klagte jedoch zugleich über Geistesstörung und Raserei, als deren Ursache er die leidenschaftliche Liebe zu seiner Frau bezeichnete. 507 Nachdem Archelaus den Pheroras als seinen eigenen Ankläger und Zeugen wider sich selbst bloßgestellt hatte, hielt er es nun an der Zeit, auch seine Fürbitte für ihn einzulegen und den Zorn des Königs namentlich in der Weise zu be-

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/106&oldid=- (Version vom 11.2.2020)