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klärte vor ihnen: 201 „So muss ich denn schon meinen eigenen Kopf für euch aufs Spiel setzen. Entweder gelingt es mir, mit Gottes Hilfe den Kaiser zu überreden, dann soll es mich freuen, dass meine Rettung auch die eurige ist, oder ich fordere erst recht seinen Zorn heraus, dann werde ich eben für soviele Menschen bereitwillig mein eigenes Leben hingeben.“ Mit diesen Worten entließ er die Menge in ihre Heimat, überhäuft von ihren Segenswünschen, und kehrte mit dem Heere von Ptolemais nach Antiochia zurück. 202 Hier schrieb er sofort an den Kaiser einen Brief, in welchem er ihm von seinem Anmarsch gegen Judäa und von den stürmischen Bitten der ganzen Nation Meldung erstattete und insbesondere hervorhob, dass, wenn der Kaiser außer den Einwohnern nicht auch noch das Erträgnis des Landes riskieren wolle, derselbe jedenfalls das jüdische Gesetz respectieren und von dem erflossenen Befehle Umgang nehmen müsse. 203 Auf dieses Schreiben antwortete Cajus ziemlich leidenschaftlich und drohte sogar dem Petronius mit dem Tode, weil er gegenüber seinen Befehlen einen so säumigen Diener gespielt habe. Doch wollte es der Zufall, dass die Boten mit diesem Schreiben drei Monate lang am Meere infolge von Winterstürmen zurückgehalten wurden, während andere Boten, die den inzwischen eingetretenen Tod des Cajus melden sollten, eine ausgezeichnete Seefahrt hatten. So bekam denn Petronius den Brief, welcher den Tod des Kaisers berichtete, 27 Tage früher, als jenen, worin ihm der Kaiser noch den Tod angedroht hatte.


Eilftes Capitel.
Thronbesteigung des Kaisers Claudius. Beförderung des Agrippa zum König von Judäa. Nach seinem Tode wird Judäa wieder römische Provinz. Seine Nachkommenschaft. Herodes von Chalcis.

204 (1.) Als Cajus nach einer Regierung von drei Jahren und acht Monaten unter den Schwertern der Verschwornen gefallen war, wurde von der in Rom stehenden Heeresmacht Claudius wider seinen Willen auf den Thron erhoben. 205 Der Senat dagegen, mit den Consuln Sentius Saturninus und Pomponius Secundus an der Spitze, betraute zunächst die ihm noch treugebliebenen drei Cohorten mit der Bewachung der Stadt und hielt dann eine Sitzung auf dem Capitol, in welcher der Beschluss gefasst wurde, in Anbetracht der grausamen Regierung des Cajus auch der Erhebung des Claudius bewaffneten Widerstand zu leisten. Denn man wolle, erklärte der Senat, entweder der Herrschaft die aristokratische Form geben, wie sie schon von altersher eingerichtet

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/171&oldid=- (Version vom 15.2.2020)