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den es an dem Militär fand, ein Gegengewicht, da der größte Theil der in Cäsarea stationierten römischen Streitmacht aus Syrien sich recrutierte, und die Soldaten daher schon als Landsleute den syrischen Einwohnern der Stadt beizuspringen geneigt waren. 269 Uebrigens waren die Behörden angelegentlich bemüht, die Gährung zu unterdrücken, indem sie die hitzigsten Kämpfer von beiden Seiten regelmäßig herausgreifen und mit Geißlung und Kerkerhaft abstrafen ließen. Aber sowenig vermochte die Züchtigung der also Betroffenen die Streitlust der anderen zu dämpfen oder sie auch nur in etwa einzuschüchtern, dass im Gegentheil durch die gesteigerte Erbitterung noch Oel ins Feuer gegossen wurde. 270 Als nun eines Tages die Juden im Kampfe das Feld behauptet hatten, begab sich Felix persönlich auf das Forum und befahl den Juden im drohenden Tone, den Platz zu räumen. Da sich die Juden dazu nicht verstehen wollten, so ließ er das Militär gegen sie vorgehen und eine beträchtliche Menge aus ihnen niederstrecken, über deren Eigenthum man auch sofort herfiel. Weil aber trotz dieses Zwischenfalles der blutige Zwist noch fortbestand, so entschloss sich endlich Felix, eine Auswahl der angesehensten Personen von beiden Parteien zu treffen und sie als Gesandte an Nero abzuordnen, damit sie vor ihm ihre gegenseitigen Forderungen geltend machen könnten.

Vierzehntes Capitel.
Abgang des Felix. Festus wird Landpfleger. Auf ihn folgt Albinus. Schlechte Verwaltung desselben. Der letzte Landpfleger Gessius Florus. Klage der Juden vor Cestius. Neue Bedrückungen in Cäsarea. Das Blutbad in Jerusalem.

271 (1.) Von Felix gieng die Landpflegerschaft auf Festus über, welcher dem Hauptübel des Landes, dem Räuberunwesen, energisch zu Leibe gieng, den größten Theil der Banditen lebendig in seine Gewalt bekam und auch eine erkleckliche Anzahl derselben im Kampfe tödtete. 272 Leider waltete sein Nachfolger Albinus nicht in derselben Weise seines hohen Amtes, da er im Gegentheil keine wie immer geartete Schlechtigkeit auszuüben vergaß. 273 Denn nicht bloß machte er sich in seiner öffentlichen Verwaltung Unterschleife schuldig und raubte selbst gewaltthätig Hab und Gut der einzelnen Unterthanen, während er das ganze Volk mit Abgaben fast erdrückte, sondern er ließ sogar die von verschiedenen Ortsbehörden oder von den früheren Landpflegern wegen Raub verhafteten Verbrecher ihren Verwandten gegen Erlag eines Lösegeldes ausliefern, und nur der, welcher nichts zahlte, war ein Schurke und musste im Kerker zurückbleiben. 274 Es war derselbe Albinus, unter dessen Regierung auch die Umsturzmänner in Jerusalem mit ihren verwegenen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/181&oldid=- (Version vom 1.8.2018)