Schilde und die Schwerter abgelegt hatten 453 und, ohne noch den leisesten Verdacht geschöpft zu haben, sich eben entfernen wollten, fiel Eleazar und seine Schar über sie her, umzingelten sie und metzelten sie nieder. Keiner setzte sich zur Wehre, keiner bat um sein Leben, nur ein Ruf aller drang zum Himmel: „Vertrag und Eid!“ 454 So wurden sie alle grausam abgeschlachtet mit einziger Ausnahme des Metilius, der um Pardon gebeten und versprochen hatte, Proselyte zu werden, ja sogar sich beschneiden zu lassen, weshalb er allein mit dem Leben davonkam. Für die Römer war das Unglück leicht zu verschmerzen: im Vergleich zu ihrer unermesslichen Heeresmacht waren es ja doch nur etliche, die da hingeopfert worden waren, den Juden aber erschien es wie der erste Act zu ihrem letzten Trauerspiel. 455 Indem man die erste Entwicklung des Krieges nunmehr in ein unheilbares Stadium eingetreten und die Hauptstadt selbst von einem grausigen Blutbade entweiht sah, aus dem sich nothwendig ein Racheengel Gottes erheben musste, auch wenn man die Rache der Römer nicht zu fürchten gehabt hätte, ward die Trauer eine allgemeine und öffentliche, und die tiefste Niedergeschlagenheit herrschte in der ganzen Stadt. Alle Gutgesinnten waren bestürzt in der Erwartung, für die Rebellen zur Verantwortung gezogen zu werden: 456 war ja zudem das Gemetzel gerade an einem Sabbath geschehen, an welchem Tage sonst die Juden aus religiösen Gründen nicht einmal eine ganz unschuldige Arbeit anrühren dürfen.
457 (1.) Genau am selben Tage und zur selben Stunde, als wäre es eine Fügung Gottes gewesen, vernichteten die Einwohner von Cäsarea die daselbst wohnende Judenschaft: unter einer einzigen Stunde wurden über 20.000 hingemordet, so dass Cäsarea mit einem Schlage seine ganze jüdische Bevölkerung verlor, da selbst jene, die dem Gemetzel entrannen, von Florus aufgegriffen und zu Zwangsarbeiten auf die Schiffswerften geschafft wurden. 458 Dieser Unglücksschlag von Cäsarea entflammte die ganze jüdische Nation zu wildestem Grimme. Man bildete mehrere Kriegshaufen und verwüstete die Dörfer der Syrer, wie auch die benachbarten Städte Philadelphia, Sebonitis, Gerasa, Pella und Scythopolis. 459 Darauf überfiel man Gadara, Hippus und die Landschaft Gaulanitis. Die Ortschaften wurden zum Theil geschleift,
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/208&oldid=- (Version vom 17.2.2020)