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mit Gewalt in die kriegerische Bewegung hineinzureißen. 534 Vespasian musste selbst einsehen, dass diese Leute eine Begnadigung nicht verdienten und nach erhaltener Freiheit nur die Güte der Römer missbrauchen würden. Es konnte sich also bei ihm nur mehr um die Erwägung handeln, wie sie sich am besten aus dem Wege räumen ließen. 535 Durch eine Massenhinrichtung an Ort und Stelle fürchtete er, die Einheimischen zur blutigen Rache aufzureizen, da dieselben der Hinmetzlung so vieler Menschen, die ehedem bei ihnen Schutz gesucht, schwerlich ruhig zugesehen haben würden. Diese Leute aber auf Gnade aus der Stadt zu entlassen und erst nachträglich über sie herzufallen, dazu konnte er sich zunächst nicht entschließen. 536 Doch drangen schließlich seine Freunde mit ihrer Meinung durch, dass den Juden gegenüber gar nichts unerlaubt sein könne, und dass man den eigenen Vortheil dem Gebote der Anständigkeit vorziehen müsse, wenn man schon zwischen beiden nothwendig zu wählen habe. 537 Vespasian sagte nun den Juden, allerdings in zweideutiger Form, Straflosigkeit zu und gestattete ihnen, sich aus der Stadt zu entfernen, aber nur auf der Straße, die nach Tiberias führt. 538 Was man wünscht, das glaubt man gern, und so zogen denn die Juden vertrauensselig mit Sack und Pack, wie sie waren, in der angewiesenen Richtung von dannen. Unterdessen aber hatten die Römer die ganze Straße bis Tiberias besetzt, damit Niemand von derselben abbiegen könnte, und trieben auf solche Weise wirklich alle Fremden in die letztere Stadt zusammen. 539 Als Vespasian nachgekommen war, ließ er alle in die Rennbahn bringen und daraus die Greise, wie auch sonstige Untaugliche in der Zahl von 1200 hinrichten. 540 Aus den jungen Leuten suchte er 6000 der allerkräftigsten heraus und schickte sie dem Kaiser Nero nach dem Isthmus, während er die übrige Masse, bei 30.400, jene abgerechnet, die er davon dem Agrippa schenkte, verkaufen ließ. 541 Jene Gefangenen, die Unterthanen des Agrippa waren, stellte er, wie bemerkt, dem König zur Verfügung, er konnte damit machen, was er wollte. Der König verkaufte übrigens ebenfalls diese Leute. 542 Bestand ja doch das auswärtige Volk, das theils aus der Trachonitis, theils aus Gaulanitis, wie auch aus Hippus und dem Gebiet von Gadara stammte, zumeist nur aus Rebellen, Geächteten und solchem Gesindel, dem eine schmachvolle Vergangenheit vor dem Kriege endlich das Schwert des Aufruhrs in die Hand gedrückt hatte. Ihre Gefangennahme ereignete sich am achten des Monates Gorpiäus.


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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/294&oldid=- (Version vom 20.2.2020)