als wäre die Stadt ein einziges großes Buhlenhaus, und mit deren unsauberen Werken sie die ganze Stadt besudelten. 563 So weibisch ihr Aussehen, so blutgierig war ihre Hand, und während sie sich in tänzelndem Schritte nahten, wandelten sie sich urplötzlich in feindliche Krieger, und aus den geckenhaften purpurgefärbten Oberkleidern blitzten Dolche auf, mit denen sie den nächstbesten durchbohrten. 564 Wer dem Johannes entkam, den empfieng der noch mordgierigere Simon, und wer glücklich dem Tyrannen innerhalb der Mauer entwischt war, ward vom Tyrannen vor den Thoren umgebracht. 565 Wer jetzt an ein Ueberlaufen zu den Römern dachte, dem war nun jeder Ausweg abgeschnitten.
566 (11.) Jetzt brach aber gegen Johannes von Seite seines eigenen bewaffneten Anhanges eine Meuterei los, indem sich das idumäische Element darin von dem Tyrannen lossagte und sowohl aus Neid gegen seine Macht, wie auch aus Hass wegen seiner Grausamkeit ihn zu stürzen versuchte. 567 Bei dem nun folgenden Zusammenstoß streckten die Idumäer viele Zeloten nieder, die übrigen jagten sie nach dem von der Grapte, einer Verwandten des Königs Izates von Adiabene erbauten Königshof, 568 drangen gleichzeitig mit ihnen dort ein und warfen die Zeloten auch von da hinaus gegen den Tempel zurück, worauf sie plündernd über die Schätze des Johannes herfielen. 569 Denn der obbemeldete Palast diente dem Johannes zur Residenz, wie auch zur Schatzkammer für die Beute seiner Tyrannei. 570 Unterdessen hatten sich die in der ganzen Stadt zerstreuten Scharen der Zeloten im Tempel um die geflüchteten Kameraden gesammelt, und Johannes rüstete sich an ihrer Spitze bereits zu einem Ausfalle auf das Volk und die Idumäer. 571 Letztere konnten sich einer gewissen Besorgnis nicht erwehren, nicht etwa vor einem offenen Angriff der Zeloten, dem sie sich ja überlegen fühlten, sondern vielmehr bei dem Gedanken an ihre zu allem fähige Stimmung, in der sie des Nachts möglicherweise aus dem Tempel herabschleichen und unter einem allgemeinen Gemetzel die Stadt an allen Ecken in Brand stecken konnten. 572 Man hielt darum eine gemeinsame Berathung mit den Hohenpriestern, wie man sich am besten gegen einen solchen Ueberfall schützen könnte. 573 Gott aber ließ nun gerade diese Pläne zu ihrem Verderben ausschlagen, indem das Heilmittel, das sie sich zu ihrer Rettung ausdachten, noch schlimmer war, als der Tod. Um sich nämlich den Johannes vom Halse zu schaffen, beschloss man, den Simon aufzunehmen und sich auf diese Weise mit vielem Bitten und Flehen – einen zweiten Tyrannen aufzuhalsen. 574 Dieser Beschluss ward auch zur That. Man schickte den Hohenpriester Matthias zu Simon hinaus und ließ den Gefürchteten bitten, in die
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/357&oldid=- (Version vom 1.8.2018)