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die überraschten Römer vor dem Ansturm zurückwichen. 80 Allerdings, so oft sie, von dem Feinde zum Stehen gezwungen, sich gegen ihn wehrten, hemmten sie auch die Juden in ihrem Siegeslaufe und verwundeten sie bei ihrer unvorsichtigen Verfolgung. Als aber immer mehr Juden nachstürmten, stieg auch bei den Römern der Schrecken, und sie wurden endlich gar aus ihrem eigenen Lager zurückgedrängt, 81 ja es wäre jetzt wahrscheinlich um die ganze Legion geschehen gewesen, wenn nicht Titus, von der Gefahr schnell unterrichtet, ihr zu Hilfe gekommen wäre. Nachdem er zunächst die Fliehenden unter einer Flut von Vorwürfen über ihre Feigheit wieder zum Stehen gebracht, fiel er mit den Gardetruppen, die er mitgenommen hatte, 82 den Juden in die Flanke, hieb eine Menge von ihnen nieder, verwundete eine noch größere Anzahl, bis er die ganze Masse zum Fliehen gebracht und alle miteinander die Schlucht hinabgeworfen hatte. 83 Ungeachtet der großen Verluste, welche die Juden den steilen Abhang hinunter erlitten, kehrten sie sich sobald sie glücklich die Thalsohle hinter sich hatten, auf der anderen Seite wieder um und setzten, gedeckt durch die dazwischen liegende Kluft, den Kampf mit den Römern von dieser Entfernung aus fort. 84 So zog sich nun das Gefecht bis Mittag hin. Als dann die Sonne schon ein wenig tiefer stand, beorderte Titus die eigentlichen Legionäre zur Wiederaufnahme der Lagerarbeiten auf die Berghöhe, während die von ihm zur Hilfe mitgebrachten Truppen und die Auxiliarcohorten der erwähnten Legion in Schlachtordnung zu ihrer Deckung gegen einen neuerlichen Ausfall aufgestellt bleiben sollten.

85 (5.) Aber gerade diese Bewegung sahen die Juden für ein Zeichen der Flucht an, und sofort schwenkte auch schon der Signalmann, der oben auf der Zinne sitzend die Juden von allen Vorgängen zu unterrichten hatte, seinen Mantel hinab. In demselben Augenblick brach eine Menge ganz neuer Kämpfer mit einem solchen Ungestüm hervor, dass ihr Lauf den Sätzen der wildesten Bestien glich. 86 Niemand konnte denn auch in der ganzen römischen Schlachtordnung einem solchen Ansturm Widerstand leisten, und nicht anders, als wenn eine abgeschossene Steinkugel sie zurückgeschmettert hätte, stürzten sie aus ihren Reihen und wandten dem Feinde den Rücken, um die Höhe des Berges zu gewinnen. 87 Nur Titus war mit einer kleinen Schar in der Mitte des Abhanges geblieben. Seine Freunde, soviele ihrer überhaupt aus Scheu vor dem Feldherrn mit Verachtung der eigenen Todesgefahr bei ihm ausgehalten hatten, 88 baten ihn auf das dringendste, sich vor den mit fanatischer Todeslust erfüllten Juden zurückzuziehen und sein Leben nicht für jene in die Schanze zu schlagen, deren heiligste Pflicht es wäre, dies für den Feldherrn zu thun. Er möge doch bedenken,

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/380&oldid=- (Version vom 1.8.2018)