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und fielen ihnen in den Rücken: 117 gleichzeitig sandten die Juden auf der Stadtmauer auf ihre Köpfe eine wahre Flut von Steinen und Geschossen jeder Art hinab, durch die eine erkleckliche Zahl getödtet, fast alle aber verwundet wurden: 118 es wurde ihnen nicht leicht, aus dem Bereiche der Mauern zu kommen, weil sie der Feind im Rücken gerade dorthin zu drängen suchte, und ihnen überdies auch die Scham über die erlittene Täuschung, wie auch die Furcht vor ihren Officieren gebot, die selbst eingebrockte Suppe auch auszuessen. 119 Aus diesem Grunde hielten sie denn auch die längste Zeit im Kampfe Stand, bis sie endlich, nicht ohne viele Hiebe von den Juden erhalten zu haben, freilich auch nicht ohne ebensoviele ausgetheilt zu haben, den Ring der Feinde durchbrechen können. Aber selbst noch auf dem Rückzug waren die Juden hinter ihnen her, um ihnen bis zum Grabmal der Helena mit ihren Geschossen zuzusetzen.

120 (4.) Ihr Glück schändeten jetzt die Juden durch eine geradezu bübische Ausgelassenheit. Sie höhnten die Römer, dass sie sich hatten so elend ködern lassen, schwangen die Schilde empor und tanzten und brüllten vor Freude. 121 Die Soldaten wurden bei ihrer Rückkehr von ihren Officieren mit Drohungen, vom Cäsar mit finsterer Stirne empfangen: „Es ist merkwürdig“, hob er an, „wie die Juden, die sich nur von den Eingebungen der Verzweiflung leiten lassen, dennoch alles so mit Vorbedacht und Umsicht ins Werk setzen, z.&nbsop;B. euch Fallen und Hinterhalte zu legen wissen, und wie sich wirklich auch das Glück infolge ihres Gehorsam und ihrer gegenseitigen Anhänglichkeit und Treue an ihre hinterlistigen Anschläge heftet. 122 Die Römer dagegen, denen sonst immer wegen ihrer militärischen Ordnung und wegen ihrer strammen Gehorsams gegen ihre Officiere auch das Glück treu gedient hat, diese erleiden auf einmal Schlappen über Schlappen, weil sie das Gegentheil von früher sind, und sie fallen, weil sie nicht einmal die eigene Faust beherrschen können, ja, was noch das allerschmählichste ist, weil sie ohne jede Führung, wohlgemerkt, vor den Augen des Cäsars, in den Kampf stützen! 123 In größtem Schmerz, fürwahr“, rief Titus aus, „werden aufseufzen die Kriegsgesetze, in größtem Schmerz mein eigener Vater, wenn ihm ein solcher Schlag zu Ohren kommen wird! 124 Mein Vater, sage ich, da dieser in Schlachten ergraute Held niemals noch eine solche Niederlage erlitten hat; die Gesetze sage ich, da sie trotz ihrer Strenge, mit der sie selbst eine leichtere Störung der Schlachtordnung an den Schuldigen stets mit dem Tode bestrafen, jetzt sehen mussten, wie gleich eine ganze Heeresabtheilung ihren Posten verlassen hat. 125 Doch die eigensinnigen Kämpfer sollen es alsbald merken, dass bei den Römern selbst ein Sieg, gegen das Commando erfochten, als

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/384&oldid=- (Version vom 1.8.2018)