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die um den Thurm herumlief und mit einem Schutzgeländer, sowie mit Erkern abgeschlossen war. 168 In der Mitte stieg über die Gallerie wieder ein Thurm auf, in welchen sich die prächtigsten Räume theilten, und der sogar ein Bad enthielt, so dass dem Thurme nichts vom Glanz eines Königspalastes abgieng. Seine Zinnen waren in noch verschwenderischerer Weise, wie die des früher genannten Thurmes, mit Vorsprüngen und Thürmchen verschönert. 169 So stieg seine ganze Höhe auf ungefähr neunzig Ellen. Seine Gestalt erinnerte an den auf der Insel Pharus stehenden Leuchtthurm für die alexandrinischen Schiffer; doch war er von bedeutend größerem Umfang. Zur Zeit unserer Erzählung war er übrigens vom Tyrannen Simon zu seiner Residenz erklärt worden. 170 Der dritte Thurm, die Mariamne, nach der Gemahlin des Königs benannt, bestand zwanzig Ellen hinauf aus compacter Masse, wie er auch ebensoviel in die Breite und Länge gieng. 171 Doch übertrafen die Wohnräume, die er oben besaß, an Pracht und Mannigfaltigkeit jene der übrigen Thürme, da der König sich von der gewiss nahe gelegenen Anschauung leiten ließ, dass der nach einer Frau benannte Thurm schöner geziert sein müsse, als die nach Männern benannten, sowie dass umgekehrt die letzteren den Frauenthurm an Festigkeit überragen müssten. Alles in allem betrug seine Höhe nur fünfundfünfzig Ellen.

172 (4.) So gewaltig nun schon die drei Thürme nach ihrer natürlichen Größe waren, so ließ sie ihre Lage noch bedeutend höher erscheinen. 173 Denn die alte Mauer, zu der sie gehörten, war selbst wieder auf einem hohen Hügel angelegt und hob sich dann mit ihrem Bau wie eine den Hügel krönende Felsenkuppe zu einer Höhe von dreißig Ellen empor, auf der erst die Thürme ansetzten; begreiflich, dass auf solche Weise ihre Höhe um vieles gewann. 174 Bewunderungswürdig war auch der Umfang ihrer Steine, welche nicht aus den erstbesten Feldsteinen, auch nicht aus solchen Felsstücken gewählt wurden, die einzelne Hände noch bewältigen können, sondern aus weißem behauenem Marmor, 175 jedes Stück von einer Länge zu zwanzig, von einer Breite zu zehn und einer Dicke von fünf Ellen. Das Gefüge der einzelnen Steine war so fein, dass es schien, als wäre jeder Thurm nur ein einzigen Felsstück, das in die Höhe gewachsen und dann erst nachträglich unter den Händen der Steinmetze zu Form und Ecken ringsum glatt abgemeißelt worden ist: so vollkommen waren überall die Fugenränder verschwunden. 176 Mit diesen im Norden der Oberstadt liegenden Thürmen hieng nach innen der über alle Beschreibung herrliche Königshof zusammen. 177 Die Kostbarkeit des Materiales vereinigte sich hier mit der vollendetsten Kunstarbeit zu einem unübertroffenen Ganzen. Der Palast war auf allen

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 389. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/389&oldid=- (Version vom 1.8.2018)