248 (1.) In der Stadt beliefen sich jetzt die Streitkräfte des Rebellenhaufen unter Simon, die Idumäer nicht gerechnet, auf 10.000 Mann. Sie wurden von fünfzig Unterbefehlshabern geführt, an deren Spitze als unumschränkter Herr genannter Simon stand. 249 Seine Bundesgenossen, die Idumäer, zählten 5000 Mann, unter zehn Anführern, von denen Jacobus, der Sohn des Sosa, und Simon, der Sohn des Kathla, das meiste Ansehen hatten. 250 Johannes aber, der sich in den Besitz des Tempels gesetzt hatte, hatte schon früher 6000 Bewaffnete unter zwanzig Führern zur Verfügung, wozu jetzt auch noch die Zeloten in der Zahl von 2400 kamen, nachdem sie ihre Parteiung aufgegeben hatten. Letztere hatten zu Führern den Eleazar, der es schon früher war, und den Simon, Sohn des Ari, behalten. 251 Die eigentliche Bürgerschaft bildete, wie schon gesagt, den Kampfpreis ihres blutigen Wettstreites, und wurde alles Volk, soweit es ihre Ungerechtigkeit nicht mitmachen wollte, von beiden Parteien gebrandschatzt. 252 Simon hielt die Oberstadt und die große Mauer bis hinüber zum Kedronbach besetzt. Von der alten Mauer besaß er noch das Stück, das von Siloah an sich auf die Ostseite drehte und bis zum Palaste des Monobazus, des bekannten Königs von Adiabene drüber dem Euphrat, sich hinabsenkte. Auch die Quelle selbst, sowie die Akra, d. h. die Unterstadt, 253 mit dem ganzen Stadtgebiete, das sich bis zum Königspalaste der Helena, der Mutter des Monobazus, erstreckte, war noch in seiner Gewalt. 254 Johannes dagegen beherrschte den Tempel und den Bezirk ringsum auf eine nicht unbedeutende Entfernung, den Ophel und die sogenannte Kedronschlucht. Was noch zwischen diesen ihren Stellungen lag, das hatten sie alles niedergebrannt, um sich für ihre gegenseitigen Kämpfe ein förmliches Schlachtfeld offen zu halten, 255 da der Parteikampf selbst dann noch nicht zum Stillstande kam, als die Römer schon vor den Mauern lagerten. Nachdem sie sich bei den ersten Ausfällen etwas ernüchtert gezeigt, kam bald die alte Tollheit wieder zum Ausbruche; in zwei Lager getrennt, geriethen sie sich abermals in die Haare und besorgten die Geschäfte der Belagerer zu deren vollsten Zufriedenheit. 256 Denn weder konnten sie selbst von den Römern noch schlimmeres erdulden, als das war, was sie sich gegenseitig anthaten, noch konnte auf ihre Gewaltherrschaft hinauf die Stadt mehr ein Leid erfahren, das sie nicht unter ihnen schon gekostet hätte; ja noch mehr, die Stadt war sogar unglücklicher vor ihrem Fall, und die sie erstürmt haben, haben
Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/398&oldid=- (Version vom 1.8.2018)